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Handwerker
Bis um 1700 gab es Handwerker nur auf der Meierei. Büngeners Schmiede wurde dann der erste handwerk­liche Betrieb außerhalb der Domäne. 1816 siedelte sich der Schneider Hartmann auf der Stätte Nr. 18 im Hammer an. Der Einlieger und spätere Neubauer Fischer Nr. 27 war um 1830 der erste Schuhmacher im Dorfe. Um 1791 gab es hier einen ersten Schlachter (Fischer). Der 1888 zugezogene Stellmacher Veh-meier fand in der Hauptsache wie auch Büngener seine Beschäftigung bei den auf der Meierei anfallenden Arbeiten. Eine zweite Schmiede bestand vorübergehend (1895 bis 1936) auf der Stätte Nr. 84. Ihr Inhaber Gustav Schmidt, mein Vater, hatte sich auf die Herstellung von Pflügen spezialisiert, die er an die Bauern im Emmertal bis nach Thal lieferte. Nach der Jahrhundertwende nahm die Zahl der Handwerker rasch zu. Im Interesse der Historie sollen hier wenigstens noch die Daten einiger Konzessionen genannt sein: Friedrich Caspari, Schuhmacher, 4. 4. 1890 — August Schwarze, Zimmerei, Holzhandel, 2. 1. 1889 — Carl Lauber, Bäckerei, 4. 10. 1895, Abmeldung — Carl Albert, Kundenbäckerei, 9. 9. 1898 — Carl Sigges, Schuhmacher, 14. 1. 1901 — Carl Schäfer, Maurerbetrieb, 9. 5. 1903 — Wilhelm Geise, Maler, 1904 — Friedrich Beck­meier, Zimmerei, 29. 6. 1906 — Wilhelm Beckmeier, Fracht- und Lohnfuhrwerk, 21. 10. 1907 — Fritz Schröder, Lohnfuhrwerk, 18. 1. 1908 — Fritz Vehmeier, Lohnfuhrwerk, 24. 1. 1908 — Friedrich Gödeke, Schneidermeister, 27. 6. 1908 — Fr. Bohne, Klempnerei, 7. 8. 1909 — August Jacke, Schneidermeister, 12.9. 1910.
Drei vor dem ersten Weltkrieg bestehende Tischlereien, Schröder Nr. 12, Tiemann Nr. 19 und Brand (am Fischerberg) sind sämtlich nach dem Tode der Meister eingegangen.
Die Tischlerei Ernst Albert, 1838 als Stellmachern des aus Eschenbruch eingewanderten Stammvaters der Familie gegründet, hat im letzten Jahrzehnt durch den Neubau einer größeren maschinell eingerichteten Werkstatt mit Möbellager eine Ausdehnung erreicht, die über den Rahmen eines handwerklichen Betriebs hinausgeht. Es werden dort ca. 10 ausgebildete Tischler beschäftigt.
In bezug auf das Baugewerbe sei auf die hier 1910 ansässigen 44 Maurer verwiesen, die damals noch haupt­sächlich in der Fremde ihr Brot verdienten. Die nach dem ersten Weltkrieg einsetzende Bautätigkeit führte zu der umgekehrten Situation, daß zusätzlich auswärtige Maurer in Schieder Arbeit fanden.
Die Firma Friedrich Beckmeier, ursprünglich Zimmerei, hat nur vorübergehend eine Rolle gespielt, da der Erbe und Nachfolger Fritz Beckmeier 1936 nach einem Unfall verstarb.
Eine überörtliche Bedeutung erlangte das Bauunternehmen Karl Schäfer. Vor dem ersten Weltkrieg war es in Schieder nicht ausgelastet und führte manche Eisenbahnbauten im Bereich der Bahnmeisterei Steinheim durch. Auch nach dem Kriege blieben die außerhalb des Dorfes liegenden Vorhaben an erster Stelle, das Sperrholzwerk Hausmann in Blomberg, ein großer Teil des Kreishauses in Detmold und das zuletzt in Bad Meinberg errichtete Badehaus sind Bauten der Firma. Heute beschäftigt sie in Schieder selber etwa 60 Arbei­ter, weitere 40 Kräfte in der Zweigniederlassung in Münster.
Seit einem Jahrzehnt hat der aus Wöbbel zugezogene Maurermeister Adolf Drewes hier ein zweites Bau­geschäft begonnen, in dem etwa 25 Kräfte vorwiegend in Schieder Arbeit finden. 1926 kam als 3. Firma Waldemar Carstens hinzu. Zunächst als Niederlassung von Wilhelmshaven aus in Schieder gegründet, hat sie sich jetzt hier zu einem selbständigen Betrieb mit 40 Beschäftigten ausgeweitet.
Die Holzindustrie
Die ausgedehnten Wälder um Schieder waren die Voraussetzung, daß sich hier schon früh Betriebe auf­taten, die alle irgendwie mit dem Reichtum an Holz in Verbindung standen. Solange wir nähere Einzel­heiten über die Meierei vorliegen haben, berichten diese auch über eine bestehende Sägemühle. Hier wurden nicht nur die Balken und Bretter für das Kornhaus, das Palais, das Schloß geschnitten, auch bekannte Bau­lichkeiten außerhalb Schieders enthalten Bauholz aus Eichenstämmen des Schiederschen Waldes, das durch unsere Sagemühle ging: die Schlösser zu Brake und Varenholz sowie die Festung Wilhelmsstein im Stein-huder Meer. Ein zweites Sägewerk entstand mit der Firma Böhm & Romberg in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf dem Gelände der jetzigen Firma Huneke unterhalb des Siekholzes.


Möbelfabrik Schnatmeyer
Das Unternehmen hat sich hier nur etwa 20 Jahre gehalten.

Da auch die Mühle Beckmeier ihren Betrieb seit vielen Jahren eingestellt hat, arbeitet kein Sägewerk mehr in Schieder.
kis dem schon erwähnten Briefwechsel Krupp—Dose geht hervor, daß unser Wald die Hammerstiele für lie Dampfhämmer in der Essener Gußstahlfabrik lieferte. Für 1871 wird berichtet, die Stärkefabrik Hoff-nann in Bad Salzuflen habe im Schiederschen Forstrevier 14 000 Festmeter Buchenholz angekauft. 1893 rstand in Blomberg das Sägewerk Hausmann. Hausmann kaufte 1887 das erste Nutzholz bei uns. 1903 teilte er den Antrag auf Verkauf des gesamten Nutzholzanfalls für 5 Jahre im voraus. In den Jahren von 909 bis 1914 war er alleiniger Abnehmer für Nutzholz.
Möbelfabrik Karl Brand
Die heimische Möbelindustrie konnte erst Jahre nach dem ersten Weltkriege Fuß fassen. Zunächst gelang 8 der Firma Gebrüder Köster, das notwendige Gelände von der Lippischen Regierung zu erwerben und larauf eine Stuhlfabrik zu erbauen. Nach schweren Anfangsjahren besteht das Werk heute schon in der ;weiten Generation. Im Durchschnitt werden 50 Arbeitskräfte beschäftigt.
Die Möbelfabrik Walter Sdinatmeyer kam aus Herford zu uns. 1936 begann der Betrieb als Tischlerei mit 12 Beschäftigten. Nach einem Ausbau im Jahre 1939 stieg die Zahl der Arbeitsplätze auf 50 an. Hergestellt werden vorwiegend Wohnzimmerschränke.
Die Firma Karl Brand ging aus einer kleinen Werkstatt am Kahlenbergweg hervor, in der seit 1933 der Meister mit einem Gesellen und einem Lehrling arbeitete. 1937 begann Karl Brand in einem kurz vorher erstellten Gebäude auf dem heutigen Industriegelände mit der Möbelproduktion. 1939 zählte sein Betrieb bereits 25 Beschäftigte. Nach der allgemeinen Stagnation im zweiten Weltkriege erfolgten laufend Erweite­rungsbauten. Ein moderner Maschinenpark und eine Belegschaft von etwa 55 Leuten sorgen heute für eine Produktionskapazität, die die Erzeugnisse — moderne Wohnmöbel und altdeutsche Wohnschränke — zu einem Begriff in Deutschland und europäischen Ländern gemacht haben.
Der Getreidespeicher
In den letzten 4 Jahrzehnten hat der jetzige Getreidespeicher in der industriellen Entwicklung Schieders zeitweise eine ausschlaggebende Rolle gespielt. Arbeiter aus Schieder und der Umgebung fanden hier eine lohnende Beschäftigung. Gelände und Gebäude gehören dem Lippischen Landesverband und unterstehen der Forstabteilung.
1909/10 entstand hier die Lippische Holzverkohlung. Der Betrieb wurde am 8. Februar 1911 angemeldet. Bei der Zusammensetzung des Gesellschafterkapitals waren 37V2 % im Besitz des fürstlichen Domaniums, während der Aktienrestbesitz sich in Privathand befand. Ein Aktionär war gleichzeitig Geschäftsführer des Unternehmens. Hergestellt wurden Holzkohle, Holzessig und Teer. Die weitere Verarbeitung dieser Halbfertigfabrikate erfolgte in anderen Holzverkohlungswerken. Die Fabrik arbeitete bis zum Jahre 1926 rentabel. Danach aber ergaben sich Schwierigkeiten, die 1928/29 zur Liquidierung des Unternehmens führten. Die Gebäude zeigten bald erste Verfallserscheinungen. Bewerber für das Gelände fanden sich nicht, und so richtete man im Wohnhaus und in den Büros Wohnungen ein.
Seitens des Landes Lippe, damals seit der Liquidation alleiniger Inhaber, tauchten in den nächsten Jahren Pläne auf, die Gebäude zu einer Abdeckerei umzubauen. Natürlich hätte eine solche Maßnahme die Zukunft des Luftkurortes verhängnisvoll beeinflußt, und Schieder wehrte sich mit allen Mitteln gegen diese Absichten. Schließlich war es das Verdienst des Schulrats Geise, Bruders des Schiederschen Malermeisters Geise, daß man in Detmold den Plan fallen ließ.
1931 wurde die Fabrik für 50 000 Mark an die Hamburger Firma Lalk & Co. verkauft. Die auf 10 Jahre gestundete Summe sollte mit 2V2 % verzinst werden. Der Käufer zahlte die Zinsen nur einmal. 1932/33 wurde der Verkauf wieder rückgängig gemacht.
1935 bewarb sich Paul Nolting aus Barntrup um einen Teil des Fabrikgebäudes zur Einlagerung von Getreide. Er machte dabei den Vorschlag, das Ganze zu einem Getreidespeicher umzubauen. Die Forst­abteilung verwirklichte diesen Gedanken zunächst im westlichen Teil. Als 1939 die Reichsgetreidestelle überall neuen Lagerraum suchte, nahm die Forstverwaltung einen Gesamtumbau vor. Die Einnahmen aus dem Speicher haben die Baukosten bis heute bereits abgedeckt. Es war das Verdienst der Firma Nolting, die Waffen-SS davon abzuhalten, den Speicher kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner in die Luft zu sprengen.

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