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Hölzermann fiel auf, daß Alt Schieder aus zwei ganz verschiedenen Teilen bestand. Deswegen bezeich­nete er den Haupthof als germanisch, die Vorburg als römisch.
Alt Schieder und die SkidrioburgI Vorhof, II Haupthof, a Tor des Vorhofs, b und c Mergelkuhlen, d und e Tore des Haupthofs
f Wehrgräben, g geschleifter Wall des „Vorhofs",   h Stelle der alten Kirche, i Kahlenberg
Schuchhardt stellte ebenfalls den Unterschied fest, als er mittels eines Suchgrabens herausfand,  daß der Wall der Vorburg nur aus Erde bestand, während sich um den Hauptteil eine aus Steinen und Kalkmörtel aufgeführte Mauer nachweisen ließ. Schuchhardt beschwichtigte aufkommende Zweifel, als er in einer Beschreibung der Reichshöfe Karls des Großen auch den Vorhof erwähnt fand.
Nebelsiek  ließ die Frage jedoch keine Ruhe. Er durchsuchte  1938  die Vorburg einmal ganz intensiv, trieb dabei mehrere Suchgräben in den Acker des Haupthofes und fand heraus, daß der Spitzgraben der Vorburg, unter der Ackerkrume verdeckt, in den Such­gräben deutlich zu erkennen war, daß die Ackerkrume an den Suchstellen 70-80 cm dick lag, ein Zeichen, daß hier ein Erdwall geschleift und auf den Acker verteilt wurde, daß eine Anzahl vorkarolingischer Scherben auf eine Benutzung vor der fränkischen Zeit hindeuteten.
Die Vorburg ist danach nicht gleichzeitig mit dem Haupthof angelegt. Sie stellt den Überrest einer älteren Befestigung dar, die die Franken vorfanden, als sie ins Emmertal eindrangen. Damit scheint das Rätsel „Skidrioburg" gelöst zu sein.
Folgen wir Schuchhardt, so befand sich südöstlich der Kapelle ein Gebäude mit zumeist karolingischen Scherben. Er deutet also an, daß dieses älteste Gebäude schon in sächsische Zeit zurückreichen könnte. Haben wir hier vielleicht den Hof eines Burgmannes vor uns?
Nach den Lorscher Annalen fand die Weihnachtsfeier „iuxta", das heißt nahe bei oder nebenan der Skidrioburg statt. Die Franken haben wahrscheinlich ihr Lager zunächst auf der Feldfläche aufge­schlagen, hier das Fest begangen, und erst später, als sie dieses Lager befestigten, den Wall der Skidrioburg zum Teil eingeebnet und das Ganze dann einheitlich zu einem Königshof ausgebaut.

                                                                                     
Der Königshof
Schuchhardts Grabung 1899
Mehrere Jahrzehnte galt Hölzermanns Meinung, Alt Schieder sei germanisch-römisch. Schuchhardt glaubte, hier ein römisches Kastell vor sich zu haben, bis er 1897 auf dem Höhbeck bei Lenzen an der Elbe in einer Anlage grub, die nachweisbar in der Zeit Karls des Großen entstanden ist. Dabei ergab sich, daß dort zwei Befestigungsmerkmale vorhanden waren, die bisher für typisch römisch gegolten hatten, die exakt geraden Wallinien und der Spitzgraben.
Im Juli und August 1899 grub Schuchhardt dann mit Professor Weerth aus Detmold auf Alt Schieder. Die beiden konnten zunächst alle Angaben Hölzermanns über frühere Funde bestätigen, sich auch an dessen Zeichnung über „Olden Scydere" halten.
An der Westseite des Haupthofes fand sich eine aus Bruchsteinen und Kalk erbaute Mauer, bis zu 1,70 m stark, und auf einer kurzen Strecke noch bis zu einem Meter hoch. Daß diese Mauer sich ursprünglich um den ganzen Haupthof gezogen hatte, ließ sich an Kalkspuren nachweisen. Der davor liegende Spitzgraben war bis zu 2,60 m tief. Das Haupttor, auf Hölzermanns Zeichnung schon als solches festgelegt, führte durch die Südwestecke zum Schweibach. Die Torbreite wurde mit 3,90 m ausgemessen. An der Torinnenseite fan­den sich Mauervorsprünge, die wahrscheinlich einmal zum Einbau von Sperren gedient haben. Der Torweg war mit kleinem Steinschlag in Form einer Packlage belegt. Ein zweites Tor „mit umgekragten Tor­wangen" öffnete sich zur Mitte des Vorhofs. Den von Hölzermann eingezeichneten Steindamm nördlich vom Vorhof bestätigte Schuchhardt nicht. Er fand aber noch den am Ende des Dammes eingezeichneten flachen Hügel, der offenbar Rest einer Warte war. Im Innern des Haupthofes konnten die Forscher zu­nächst nur die Reste eines einzigen Gebäudes aufdecken. Weerth machte sich im Oktober noch einmal an die Arbeit, nachdem die Felder abgeerntet waren, und fand die Fundamente von zwei weiteren Baulich­keiten.
Eines davon erwies sich als die Kirche, deren Umrisse schon Hölzermann in seiner Zeichnung aufgenommen hatte. Sie bestand aus einem in Ost-West-Richtung angelegten Langhause von 16 Metern Länge und 13 Metern Breite mit seitwärts verschobenen Vorbauten an den Schmalseiten. Schuchhardt nahm an, daß diese vorgefundene Anlage nicht ursprünglich sei und das Mittelstück irgendwann umgebaut wurde. Der westliche Vorbau mit einer fast 3 m starken Südmauer ist das Turmfundament gewesen, gegenüber lag der Chor. Innerhalb der Kirche und um sie herum zeigten sich mehrere Gräber mit ausgestreckten Skeletten ohne Totenbeigaben.
                                                                                  Kirche auf Alt Schieder
                    Im Oktober 1899 von Prof. Weerth ausgegraben. An den mit x bezeichneten Stellen wurden Gräber freigelegt.
Nach den aufgefundenen Scherben gehören die Kirche und das westlich von ihr gelegene Haus dem späte­ren Mittelalter an. Dagegen wiesen die Gebäudereste südöstlich der Kirche Mauerzüge aus verschiedenen Perioden und Scherben aus zumeist karolingischer Zeit auf. Hier dürften wir uns nach Schuchhardts Ver­mutung in einer alten Anlage befinden.
Sämtliche Einzelfunde gingen an das Landesmuseum in Detmold. Die Fundstellen auf dem Felde wurden wieder zugeworfen.

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