Mitglieder der Gemeindevertretung und der Ausschüsse 1928:
Carl Hölting (Vorsteher), Ernst Albert, Fritz Beckmeier, Fritz Benner (Glashütte), Heinrich Benner, Wilhelm Büngener, Wilhelm Höwing, Ernst Klare (Glashütte), Wilhelm Krumsiek, Ernst Kunterding (Glashütte), Wilhelm Lau, August Leßmann, Friedrich Meier Nr. 14, Friedrich Meier (Glashütte), Georg Oehlerking, August Pankoke, Carl Schäfer, Gustav Schmidt, Heinrich Schröder, Wilhelm Schröder (Glashütte), Heinrich Tiemann (Glashütte), August Tolle Nr. 87, Heinrich Tolle Nr. 20.
Mitglieder der Gemeindevertretung und ihrer Ausschüsse 1933:
Carl Hölting (Vorsteher), Ernst Albert, Karl Albert, Wilhelm Albert, Kaufmann Becker, Wilhelm Büngener, Grobecker, Karl Hölting jun., von Hornhardt, Wilhelm Höwing, Klare, Ernst Kölling, Köster, Mischer, Lehrer Müller, Rose, Fritz Schröder jun., Stamm, Lehrer Strate, Tölke, Tolle Nr. 20, Karl Vehmeier, Förster Webermeier (Glashütte).
Nach dem Umbruch wurde die Dorfgemeinschaft auch bei uns durch politische Schikanen und Haussuchungen empfindlich gestört. Den Bürgern von Schieder kann bescheinigt werden, daß sie sich bei diesen Aktionen zurückhielten, die Hilfspolizei von Schwalenberg erschien dagegen öfters im Orte.
Ein Mann, der immer über dem Parteigeschehen stand, war Carl Hölting. Er führte die Gemeindegeschäfte bis 1937 und wurde dann aus Altersgründen in einer Feierstunde anläßlich des 50. Geburtstages Karl Keßlers verabschiedet.
Es bestand nun der Plan, einen hauptamtlichen Bürgermeister einzustellen, der gleichzeitig das Verkehrsbüro mitverwalten sollte. Otto Caspari wurde für dieses Amt bestimmt, konnte es aber nur 3 Jahre bis zu seiner Einberufung ausüben. Von 1940 bis fast zum Kriegsende nahm Carl Hölting noch einmal die Gemeindeleitung in die Hand. Fürstenabfindung und Meierei
Wirtschaftlich begann mit dem Jahre 1918 gleichfalls eine neue Entwicklung. Am 12. November 1918 wurde das lippische Domanium zum Staatseigentum erklärt. Nach einem ersten Plan sollte der fürstlichen Familie u. a. das Schloß Schieder mit der Domäne und dem Forstbezirk Schieder als Abfindung zugewiesen werden. Damit entsprach man einem besonderen Wunsche Leopolds IV. Dennoch gab der Fürst zur Abfindungsfrage nur eine Vorbehaltserklärung ab. Darin teilte er dem Lippischen Landespräsidium am 16. Juli 1919 mit, daß er die Zustimmung der Agnaten (männlichen Blutsverwandten) des Fürstlichen Hauses zu dem Vertrag nicht habe erreichen können. Darauf kam es zu weiteren Verhandlungen, die im Dezember 1919 zu der Regelung des Domanialvertrages führten, der Schieder aus den Gütern, mit denen das Fürstenhaus entschädigt wurde, ganz ausnahm. Damit wurde der Weg für die außergewöhnliche Entwicklung des Ortes frei.
Das Ehepaar Höwing
Wilhelm Höwing war der letzte Schloßgärtner zur fürstlichen Zeit.
Das Leben auf der Domäne, das ja das Dorfleben wesentlich beeinflußte, erfuhr 1912 durch den plötzlichen Herztod des Pächters Osterwald eine Veränderung. Osterwald, erst 48 Jahre alt, wurde bei Erntearbeiten vom Schlag getroffen. Seitdem liegt die Verwaltung der Domäne bis heute in den Händen der Familie Oehlerking.
Durch polnische Landarbeiter wurden im Jahre 1914 die Pocken, auch „Schwarze Blattern" genannt, auf der Domäne eingeschleppt. Man riegelte die Meierei völlig ab und bestattete die an der Seuche Gestorbenen heimlich nachts.
In der Vergangenheit hatte es keine Möglichkeit gegeben, irgendwo von den großen Meiereifeldern Land für Siedlungszwecke zu erwerben. Jetzt, nach der Enteignung, hoffte die Bevölkerung auf Bau- und Ackergelände und eine wirtschaftliche Besserstellung. Diese Fragen führten zu Versammlungen und häufig erregten Debatten. Ortsfremde Demagogen streuten unsinnige Parolen aus: „Datt Land, wat jui bett jetz in Pacht hatt hett, hört van niu äff jüwwe" (das Land, was ihr bis jetzt in Pacht gehabt habt, gehört von nun an euch), behauptete beispielsweise ein Versammlungsredner auf dem Albertschen Saal („Lindenhof"). Seit etwa 1925 bauten sich einige Kolonen auf der Mühlenbreite an. Hieraus wurde das erste geschlossene Siedlungsvorhaben der Gemeinde, das bis Ende der 50er Jahre zur restlosen Besiedlung der Mühlenbreite führte.
Während die Grundstückspreise anfangs sehr niedrig lagen (0,75 Mark je qm), stiegen sie bei der großen Nachfrage nach Bauplätzen schnell und lagen 1935 schon bei etwa 6 Reichsmark. Man darf dabei nicht vergessen, daß die Arbeitsverhältnisse in der Gemeinde noch schlecht waren. Mancher Bauherr konnte sein Vorhaben nur mit einer drückenden Schuldenlast abschließen. Im Jahre 1924 betrugen z. B. die Waldarbeiterlöhne noch 35 Pfennig in der Stunde!
Auch in anderer Hinsicht veränderte sich das äußere Bild der Gemeinde. 1928 wurde mit großem Kostenaufwand die Dorfstraße von der Schmiede Büngener bis zur Schule völlig erneuert, die zum Teil erheblichen Höhenunterschiede wurden beseitigt. Gleichzeitig begann man mit dem Bau eines neuen Straßennetzes in der Gemeinde.
Unwetterkatastrophen
Längst vergessen sind die Unwetterkatastrophen, die in manchen Jahren in der Forst und im Ort großen Schaden anrichteten. In den beiden ersten Novembertagen 1926 warf ein Schnee- und Windbruch in der hiesigen Forst 26 000 Festmeter Tannenbestand zu Boden.
Ende Mai 1931 suchte ein Unwetter die Gemeinde heim, bei dem nach einem Wolkenbruch derartige Wassermassen von den Bergen hereinfluteten, daß viele Häuser beschädigt wurden. Bei der Gastwirtschaft Schröder riß das Wasser Gebäudemauern ein.
Im November 1940 vernichtete ein Windbruch 15 000 Festmeter Forstbestand.
Die Folgen des Hochwassers von 1946 sind bis heute noch nicht völlig beseitigt. Zwar ist die Brücke vor Glashütte in den ersten Monaten des Jahres 1964 wieder an der alten Stelle aufgebaut worden. Die Emmer-brücke auf der Niesebreite wird dagegen erst im Zuge der Neuführung der Bundesstraße 239 erneuert werden.
Unwetterkatastrophe 30. Mai 1931
Im August 1956
verwüstete ein Orkan in kurzer Zeit den Schloßgarten und den größten Teil der alten Lindenallee. Der Sturm brach in den Mittagsstunden so plötzlich herein, daß nicht alle Kurgäste sich recht zeitig in Sicherheit bringen konnten. Zwei Frauen wurden von stürzenden Bäumen erfaßt. Eine von ihner wurde erschlagen, die andere kam mit schweren Verletzungen davon. Auch in den folgenden Jahren lichtet! sich der Baumbestand des Schloßgartens durch Stürme. Neuanpflanzungen sollen die Lücken eines Tage: wieder schließen. In den Tagen der Hamburger Springflut vom Februar 1962 wurde unser Wald noch einma vom Sturm betroffen. Man schätzte den Verlust auf 15 000 Festmeter.
Schieder als Luftkurort
Unser Ort mit seinen Bergen und Wäldern hat die Menschen zu allen Zeiten angezogen. Hier erbauten sich die lippischen Grafen ihr Schloß. Zwischen Dorf und Emmer erstand der Park mit seinem alten Baumbestand. Amtmann Schiernberg schrieb schon vor über hundert Jahren, daß die Gäste von Pyrmont gern das freundliche Tal von Schieder besuchten. Hier fanden sich also manche Voraussetzungen für das Werden eines Luftkurortes. Ein Nachteil bestand allerdings zur fürstlichen Zeit: den Park konnte man nur von ferne bewundern.
Wilhelm Beckmeier tat mit dem Bau der Skidrioburg einen entscheidenden Schritt in Richtung der neuen Entwicklung, und Christian Lau richtete 1904 im Haus Waldesruh die erste Privatpension ein. Der eigentliche Aufstieg Schieders begann erst nach 1918. Auf die Revolution folgte eine gesellschaftliche Umschichtung. Es reisten nun auch Leute, die bis dahin nie daran gedacht hatten. In Schieder richtete man sich darauf ein. Der Gasthof Albert (Lindenhof) wurde umgebaut, ihm folgten das Gasthaus zum Nessenberg und die Wirtshäuser in Glashütte. An der Schwalenberger Straße entstand 1926 das neue Gasthaus Schröder. Pensionen wuchsen wie Pilze hervor. Es fing an im alten Ortsteil mit den Häusern Sonnenschein (Beckmeier) und Waldheim (Höwing) und setzte sich in verstärktem Maße im Zuge der Besiedelung der Mühlenbreite fort. Der Prospekt „Luftkurort Schieder" von 1959 weist für Schieder 4 Hotels, 3 Gasthöfe, eine Kurpension und 29 Fremdenheime nach. In Glashütte waren es zur gleichen Zeit 6 Gasthäuser und Pensionen.
Wie einfach alles im Anfang zuging, hat Frau Auguste Meier anläßlich des 40jährigen Jubiläums der Pension Leßmann-Meier (Glashütte) im Jahre 1960 einem Berichterstatter erzählt. Da kamen die ersten Gäste um 1920 mit der Eisenbahn auf dem Bahnhof Schieder an. Den 3 Kilometer langen Weg bis Glashütte legten die Herrschaften zu Fuß zurück. Hinterdrein schaukelte das Gepäck gemächlich auf einem Handwagen. Doch der Fortschritt war unaufhaltsam. Auf den Handwagen folgte ein mit Kühen bespanntes Gefährt, und dieses wiederum wurde von einer Pferdekutsche abgelöst.
Nach dem Orkan vom August 1956