5. Ohne vorhergehende Genehmigung darf der Unternehmer die Abfahrtszeit nicht ändern. 6. Das Personengeld beträgt von Pyrmont nach Lügde 2V2, nach Schieder 10, nach Blomberg 133/4 und nach Detmold 27'/2 Silbergroschen. Diese Sätze entsprachen etwa den Personengeldern auf den regulären Postkursen mit 5 bis 6 Groschen die Meile. Der Unternehmer war verpflichtet, die von der Postverwaltung übergebenen Briefe, Zeitungen und alle anderen, dem Postzwange unterliegenden Gegenstände unentgeltlich mitzunehmen. Die Lippische Regierung erteilte die Konzession für das lippische Land unter den preußischen Bedingungen.
Unter der deutschen Post
Nach der staatsrechtlichen Neuordnung im norddeutschen Räume infolge der Ereignisse des Jahres 1866 ging die Preußische Post, die ja schon die Taxissche übernommen hatte, auf den Norddeutschen Bund und nach der Gründung des Deutschen Reiches auf dieses über. Eine Periode der Konsolidierung begann. Die bisherige Postexpedition Schieder wurde ein kaiserliches Postamt dritter Klasse. Die „Gründerjahre", der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung der siebziger Jahre, haben der Post in Schieder keine nennenswerte Ausweitung der eigenen Dienstleistung gebracht. Um so größer war aber die Steigerung des Umschlagsverkehrs infolge der Inbetriebnahme der Eisenbahn Hannover—Altenbeken. Die Postverwaltung sah sich veranlaßt, das Postamt in das neue Bahnhofsempfangsgebäude zu verlegen und eine Posthalterei einzurichten.
Die Verlegung der Post nach dem Bahnhof Schieder Die Postverwaltung konnte für ihre Absicht, die Postexpedition in Schieder nach dem dortigen Bahnhof zu verlegen, sehr gewichtige Gründe anführen. Schieder sollte zu einem Umschlagsplatz für die Sendungen von der Eisenbahn zur Post und umgekehrt für eine weite Umgebung werden. Sie konnte auch nachweisen, daß der eigene Verkehr der Schiederschen Post nur gering war.
Die Absicht der Verlegung ließ nun alle Interessenten auf den Plan treten. Das Amt, die Oberförsterei und die Dorfvertretung beschworen die Regierung in Detmold in umfangreichen Eingaben mit den eingehendsten Begründungen, die Postverwaltung um Zurücknahme ihres Vorhabens zu ersuchen. Vor allem wurde die weite Entfernung vom Ort zum Bahnhof angeführt, die bis auf einzelne Meter berechnet war und den Behörden Veranlassung gab, die Notwendigkeit der Einstellung besonderer Bahnhofsboten anzudeuten. Achtzehn Bürger Schieders, an ihrer Spitze Dorfvorsteher Oberförster Maertens, wiesen in ihrer Eingabe vom 20. Juli 1872 nach, daß der Bahnhof von dem jetzigen Postlokal 1250 m entfernt liege, dieses vom östlichen Ende des Dorfes 1055 m, so daß die Entfernung vom östlichen Ende des Dorfes bis zum Bahnhof 2305 m oder eine Drittel Meile betrage. Das kühnste Wort führte der die Amtsrendantur verwaltende Amtsassessor Melm, denn er schrieb der Regierung am 30. Dezember 1872, daß von diesem Tage an die Postexpedition aus dem Orte nach dem fast 30 Minuten von seiner Wohnung entfernten Bahnhof verlegt worden sei. Da er sich außerstande sehe, die Pakete und Geldsendungen auf eigene Kosten und Gefahr dorthin zu senden, sei für die Beförderung dieser Sachen zur Post in geeigneter Weise Sorge zu tragen. Die Regierung wandte sich am 27. August 1872 befürwortend an die Oberpostdirektion in Münster, vor allem auch mit dem Argument, daß Schieder während der Sommermonate fürstliche Residenz sei. Die Direktion antwortete ihr, daß sich nach Eröffnung der Eisenbahn Hannover—Altenbeken so tiefgreifende Postkursveränderungen ergeben würden, daß am Bahnhof Schieder eine Station mit Personenposten nach Herford, Bückeburg, Detmold, Steinheim und anderen Orten einzurichten sei. Die Bewältigung des erheblichen Durchgangsverkehrs zwischen Eisenbahn und den Postanstalten an den neuen Postkursen erfordere gebieterisch eine unmittelbar am Bahnhof einzurichtende Station, auf der anderen Seite sei der Postverkehr in Schieder so gering, das Mißverhältnis von Kosten und Erlösen so kraß, daß die Beibehaltung des jetzigen Lokals unmöglich sei. Während der Anwesenheit des Fürsten in Schieder würden sich Erleichterungen ermöglichen lassen und würden dafür Wünsche mit vollster Bereitwilligkeit hinsichtlich der Erfüllung entgegengenommen.
Die Regierung ließ sich überzeugen und teilte den Behörden in Schieder mit, daß es mit der Entscheidung der Postverwaltung sein Bewenden haben müsse. Die kühne Sprache Melms gab ihr aber doch noch Veranlassung, diesen aufzufordern, seine Forderung zurückzuziehen oder aber seine darin zum Ausdruck gebrachte Ansicht binnen 14 Tagen zu begründen. Melm führte in seiner Begründung alle Gesichtspunkte an, die vom Standpunkt seiner Funktion als Kassenverwalter gegen die Verlegung und für die Einstellung eines Kassenboten sprachen. Er habe jährlich im Durchschnitt 20 000 Rth. an die fürstliche und Regierungskasse einzusenden, nicht selten auf einmal 1000 bis 2000 Rth. in Courant. Amtspedell Stroteich habe als solcher wie auch als Expedient des Amtes und der Rendantur und als Amtspolizeidiener genug zu tun, um verpflichtet werden zu können, die Beförderung der Gelder nach dem Bahnhof zu übernehmen. Ebensowenig würde er es für billig halten, ihm, der der am schlechtesten besoldete Assessor der Landes sei, obwohl er mehr Arbeit habe als mancher andere, die Verpflichtung aufzuerlegen, auf seine Kosten einen Boten für die Beförderung der Geld- und Paketsendungen nach dem Bahnhof zu halten. In diesem Falle trüge natürlich nicht er, sondern die Eigentümerin die Gefahr.
Die Regierung antwortete Melm, daß eine seine Angelegenheiten betreffende Verfügung dem Amt zugegangen sei und er diese in der Amtsregistratur zur Kenntnis zu nehmen habe. Ihm wurde bedeutet, daß er weiter wie früher für die Geldsendungen verantwortlich sei. Bei weiterer Verfolgung der Angelegenheit werde sich der Amtsassessor dem Amt anschließen und gemeinsam mit diesem berichten.
Durch die Verlegung der Post ergaben sich Unzuträglichkeiten nicht nur für die Bewohner Schieders, sondern auch für das Postpersonal. Der Umschlagsverkehr am Bahnhof erreichte ein hohes Maß und erforderte die Anwesenheit des Personals nahezu während des ganzen Tages und der halben Nacht. Wohnungen waren in Bahnhofsnähe nicht zu finden. Selbst der Bahnhofswirt mußte außerhalb des Bahnhofs wohnen und gab dazu kein Mittagessen. Um dem Personal die Einnahme des Mittagsmahls im Ort zu ermöglichen, mußten wiederholt die Schalteröffnungszeiten geändert werden.
Am 19. Mai 1880 stellte der damalige Postverwalter Kenter bei der Oberpostdirektion den Antrag, die Personenposten für den täglich dreimaligen Hin- und Rückweg vom Ort zum Bahnhof bei Vorhandensein freier Plätze unentgeltlich benutzen zu dürfen. Die ausführlichen Begründungen Kenters wurden von dem zum Gutachten aufgeforderten Postinspektor aus Minden noch dahin ergänzt, daß das Postpersonal in Schieder zeitlich und räumlich unter sehr ungünstigen Bedingungen zu arbeiten habe. Die Benutzung der Posten sei gerechtfertigt für alle Bedienstete, aber nur bei den morgens gegen 7 Uhr und abends um 6 und 8.50 verkehrenden Posten. Die Oberpostdirektion bat um die Entscheidung des Reichspostamts in Berlin. Dieses entschied, daß es Vorsteher, Postgehilfen und Privatunterbeamten versuchsweise und widerruflich die im Bericht näher bezeichneten Personenposten zur Erleichterung des Dienstantritts zu benutzen gestatte. Kein Postbediensteter dürfe aber zuungunsten der Reisenden mitfahren, und bei der unentgeltlichen Benutzung müsse die vorgeschriebene Uniform getragen werden.
Die Posträume im Bahnhof — Annahmezimmer, Wachtzimmer, Packkammer, Schaltervorflur — erwiesen sich mit der Zeit immer unzulänglicher, mußte doch der Wartesaal der Eisenbahn zugleich als Postwartezimmer dienen. Hinzu kam, daß aus Kreisen des Publikums der Wunsch nach Verlegung der Post in den Ort immer dringender wurde. Oberförster Maertens, Domänenpächter Treviranus, Pappenfabrikant Plöger und andere machten eine entsprechende Eingabe. Es war postseitig beabsichtigt, die Post so lange im Bahnhof zu belassen, bis mit der Eröffnung der Eisenbahn Schieder—Blomberg der bisher über Schieder gehende Durchgangsverkehr nach Lemgo und Barntrup auf Blomberg abgelenkt werden konnte. Doch im Jahre 1896 wurden im damals vom Postverwalter Mönnig bewohnten Hause Nr. 76 vier Räume für Postzwecke gemietet. Das Haus gehörte damals dem Bäckermeister und Gastwirt Röwe in Hörn, heute dem Omnibusunternehmer Hermann Middecke. Im Jahre 1938 erfolgte die Verlegung in das Haus der Gemeindeverwaltung, wo sie sich auch heute noch befindet. Sie liegt, nach jahrzehntelanger räumlicher Isolierung, nunmehr im Ortsmittelpunkt.
Die Posthalterei in Schieder
Die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Hannover—Altenbeken in ihrer ganzen Ausdehnung am 12. November 1872 hatte Schieder zu einem der verkehrsreichsten Postämter in Lippe und zu einem wichtigen Übergangspunkt für den Postverkehr nach und von den lippischen Landesteilen gemacht. Der Umfang des Obergangsverkehrs führte zur Einrichtung der Posthalterei, die alles Postfuhrwerk und alle Personenposten zwischen Schieder und Herford, Schieder und Bückeburg sowie zwischen Rischenau und Blomberg über Schieder zu bedienen hatte. Die Postsendungen aus den Richtungen Berlin, Kassel und Paderborn wurden in Schieder umgeleitet. Die erste Posthalterin in Schieder war die Witwe Kappelhoff in Steinheim. Nach dem mit dieser am 17. Oktober 1875 für 6 Jahre abgeschlossenen Postfuhrvertrag waren 4 Postillione und 12 Postpferde für 5 Posthalterciwagen und 3 reichseigene Postkurswagen zu stellen. Die postseitig zu zahlende monatliche Vergütung betrug 927,47 M. Durch Vertrag vom 28. November 1880 erhielt der Gutsbesitzer Fr. Stammeier zu Stammhof bei Schieder ab 1. Januar 1881 die Posthalterei zunächst für 6 Jahre, danach auf unbestimmte Zeit mit einer Kündigungsfrist von 6 Monaten. Die Zahl der zustellenden Postillione und Postpferde sowie die Vergütung blieben die gleiche. Der Vertrag mit Stammeier wurde mit Wirkung vom 1. Februar 1894 für 3 Jahre erneuert. Mit der am 1. Juli 1897 erfolgten Inbetriebnahme der Eisenbahn Schieder—Blomberg ging die Posthalterei in Schieder ein. Die Personenpost Schieder—Schwalenberg—Rischenau, die Landfahrpost Schwalenberg—Schieder und die Botenpost Schwalenberg—Brakelsiek wurden Ende März 1899 eingestellt und durch ein dreimal täglich zwischen Schieder und Schwalenberg verkehrendes Privatpersonenfuhrwerk ersetzt. Die Postverwaltung schloß den entsprechenden Vertrag mit dem Landwirt Kreienmeier in Schwalenberg. Ende 1906 übernahm Landwirt Fritz Beckmann das Fuhrwerk. Die Privat-Personenpost Schieder—Schwalenberg hat bis zum 17. Mai 1925 bestanden, sie wurde dann durch die Kraftpost Schieder—Schwalenberg ersetzt.
Das alte Postgebäude mit Postkutsche