Die Telegraphenstation in Schieder
Verhältnismäßig früh erhielt Schieder eine Telegraphenstation. Anstoß war, wie auch in andern Verkehrsbereichen, wieder einmal das fürstliche Hoflager während der Sommermonate.
Am 27. Februar 1868 schrieb das Hofmarschallamt in Detmold der Lippischen Regierung, daß ein im Herbst 1867 mit der Organisation der lippischen Poststellen beauftragter höherer Beamter, nach der Erinnerung der Oberpostdirektor Lenz aus Minden, dem Fürsten bei einer persönlichen Meldung die Errichtung einer Telegraphenstation in Schieder für den Sommer 1868 in Aussicht gestellt habe. Auf höchsten Befehl solle die Regierung die nötigen Schritte unternehmen, um die Errichtung einer Station in Schieder bis Mitte Juni, dem Zeitpunkt der Übersiedlung des Hofes, sicherzustellen.
Die Regierung wandte sich unverzüglich an die General-Direktion der Telegraphen des Norddeutschen Bundes in Berlin mit dem Ersuchen, dem fürstlichen Wunsch zu entsprechen. Sie erhielt aber von dieser am 29. März 1868 die Mitteilung, daß über die im Etat des Bundes für 1868 vorgesehenen Mittel bereits verfügt sei, behalte sich aber vor, den Wunsch nach Möglichkeit im Jahre 1869 zu erfüllen. Sie selbst habe dem höheren Beamten keinen Anlaß gegeben, dem Fürsten die Errichtung einer Telegraphenstation in Schieder in Aussicht zu stellen.
Im Herbst 1868 erkundigte sich die Regierung bei der General-Direktion, ob im nächsten Jahre, vor Übersiedlung des Hofes nach Schieder, mit der Errichtung der Station daselbst gerechnet werden könne, was zu ergebenstem Dank verpflichte. Wieder wird die Regierung enttäuscht, denn die Antwort aus Berlin besagte, daß die für das Jahr 1869 etatmäßig bereitgestellten Mittel die Berücksichtigung nur solcher Orte gestatteten, denen der Anschluß an das Telegraphennetz schon seit längerem endgültig zugesagt sei. Schieder soll berücksichtigt werden, wenn in dieser Hinsicht den Verhältnissen Rechnung getragen ist. Des Fürsten Interesse am Anschluß seiner Sommerresidenz an das Telegraphennetz bestand aber unvermindert weiter, und so mußte am 14. Juni 1870 das Hofmarschallamt die Regierung in höchstem Auftrage ersuchen, in Berlin festzustellen, ob die für 1869 zugesicherte Berücksichtigung der fürstlichen Sommerresidenz Schieder, wo die Telegraphendrähte bereits durchliefen, soweit Beachtung gefunden habe, daß die Leitung noch während des Hoflagers in diesem Sommer benutzt werden könne. Die Regierung bittet wieder die General-Direktion um Berücksichtigung des fürstlichen Wunsches mit gleichzeitigem Hinweis, daß die Verbindung der Postexpedition in Schieder mit einer Telegraphenstation keine Schwierigkeit bereite. Wieder gibt es eine Enttäuschung, denn die Antwort besagte, daß die Anordnung wegen Errichtung einer Station in Schieder zwar getroffen, die inzwischen eingetretenen politischen Verhältnisse aber anderweitige Verfügungen über die vorhandenen Beamten und Mittel erfordert hätten. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 war ausgebrochen.
Schloß mit oberer Allee
Bleistiftzeichnung von Ludwig Menke 1863
In einem Schreiben an die General-Direktion vom 28. März 1871 bezieht sich die Regierung auf die früheren Verhandlungen und bemerkt darin besonders, daß das fürstliche Hoflager Mitte Juni nach Schieder verlegt werde. Nun konnte Detmold aufatmen, denn die Antwort besagte, daß die Errichtung und Inbetriebnahme der Station für die Dauer des jedesmaligen Hoflagers angeordnet sei. Sie wurde am 14. Juni 1871 in Betrieb genommen. Organisatorisch ursprünglich selbständig, wurde sie 1876 mit dem Postamt Schieder vereinigt.
Schieder war in weiter Umgebung die einzige Telegraphenstation und hatte daher einen erheblichen Verkehrsbereich. Die Telegramme mußten bis nach Rischennau, Belle, Reelkirchen, Wellentrup, Barntrup, Blomberg, Eschenbruch und anderen Orten abgetragen werden. Durch die Eröffnung der TelegraphenStation in Blomberg 1874 und Barntrup 1879 ergab sich allerdings eine erhebliche Verminderung des Telegraphendienstes in Schieder.
Die Posthalterei
Schieder ist in der Taxiszeit seiner Post wohl von zahlreichen Postkursen berührt worden, hat aber unter Taxis keine eigene Posthalterei gehabt. Die Postverwaltungen, ob taxissche oder preußische, schlössen mit den Posthaltern Verträge, in denen der Umfang der zu erbringenden Leistungen, vor allem die Zahl der zu stellenden Postillione und Postpferde sowie die postseitig zu zahlende Vergütung genau festgelegt waren. Die Posthaltereien bestanden vornehmlich an den Orten, die Knotenpunkte der Postkurse waren, an denen gewöhnlich auch umgespannt wurde. Für die Postreisenden ergaben sich oft längere Wartezeiten. Deshalb war den Postverwaltern auferlegt, Passagierstuben zu unterhalten. Als Georg Dose 1848 die Post in Schieder übernahm, bestand auch für ihn die Verpflichtung zur Unterhaltung einer Passagierstube. Sein Sohn und Nachfolger in der Postkollektion, Carl Dose, focht manchen Strauß mit der Taxisschen und später auch Preußischen Postverwaltung aus, weil er seiner Ansicht nach für Miete, Heizung und Beleuchtung der Passagierstube eine zu geringe Vergütung in seinem Amtskostenbeitrag erhielt.
Im Jahre 1865 wurde Schieder Beiwagen- und Beichaisenstation, denn am 9. Oktober dieses Jahres schloß Carl Dose mit Taxis einen Vertrag über die Stellung eines Beifuhrwerks gegen eine jährliche Vergütung von lOORth. ab.
Die Notwendigkeit der Errichtung einer Beiwagenstation hatte Postkommissar von Laßberg der Frankfurter General-Postdirektion in einem Schreiben vom 12. Oktober 1865 begründet. Danach ging die Verbindung von Pyrmont und Lügde nach Detmold, Lage, Hörn und Blomberg und zurück während des größten Teil des Jahres über Schieder. Die eingesetzten viersitzigen Wagen waren oft besetzt. Überdies wurden auch viele Paketsendungen von der Eisenbahn Soest—Paderborn—Driburg—Höxter über Schieder geleitet, die dann hier einen bereits vollgepackten Wagen vorfanden. Der Postkommissar berichtete schließlich, daß günstigere Bedingungen als die im Vertrag festgelegten nicht zu erreichen gewesen seien. Das Taxissche Kursbüro hatte gegen den Vertrag keine Einwendungen erhoben.
Postkommissar von Laßberg hatte seine Begründung auf Zahlen gestützt, die kaum Berechtigung für die Einrichtung einer Beiwagenstaticn in Schieder gaben. So waren im 2. Vierteljahr 1864/65 nur 4 Packwagen und im letzten Vierteljahr 6 Packwagen nach Blomberg zu stellen gewesen, daneben 1 Wagen nach Rischenau und eine Beichaise nach Blomberg. Die General-Postdirektion fand diese Wagengestellung so dürftig, daß sie die Notwendigkeit der Errichtung einer Station bezweifelte und zu Verhandlungen mit Dose wegen seiner Forderung aufforderte. Der aber bewies kein Entgegenkommen.
Die Taxissche Post kam nicht auf ihre Kosten. Da die Preußische Postverwaltung die Fahrpost Pyrmont— Driburg auf alleinige Rechnung betrieb und in Schieder auch für diese Beiwagen zu stellen waren, trat Taxis an Preußen heran mit dem Wunsche, für die Beiwagen die Kosten zu übernehmen. Preußen war einverstanden, es übernahm die Kosten für die in Schieder gestellten Chaisen, wogegen es das Personengeld für die in ihnen beförderten Reisenden erhielt.
Sowohl Taxis als auch Preußen sahen sehr auf Zucht und Ordnung im Betrieb ihrer Fahrposten. Am 8. April 1870 erhielten die Postexpediteure in Schieder und Steinheim von der Oberpostdirektion den Auftrag, am 11. April sämtliche ankommenden und durchgehenden Personenposten persönlich genau zu kontrollieren. Die Kontrolle sollte sich vor allem erstrecken auf 1. ob der Postillion, welcher die Post fährt, das Signal richtig, rein und deutlich angibt, 2. ob derselbe mit vollständiger Montierung als Hut, Dienstrock, Diensthose, Posthorn und Posthornschnur auch evtl. mit Mantel versehen ist und ob die einzelnen Gegenstände nach Schnitt und Farbe des Tuchs sowie der sonstigen Einrichtung probemäßig und anständig beschaffen und endlich, ob sie gehörig gereinigt sind, 3. ob der Postillion ein Taschenmesser und einen Reservestrang zu der Postbeförderung mitgenommen hat, 4. ob der Postillion etwa Briefe, Pakete oder sonstige Gegenstände heimlich mitgenommen hat, 5. ob sich auf dem Hauptwagen Rauhfutter oder mehr Futterkorn befindet, als der Postillion zwischen den Füßen verbergen kann und 6. ob er die Kurstasche um den Hals gehängt und gehörig um den Leib geschnallt hat. Am Postwagen war vornehmlich der richtige Verschluß der Fächer und Kästen zu kontrollieren.
Carl Dose meldete am 22. April der Oberpostdirektion, daß er sämtliche Posten genau kontrolliert und alles in Ordnung befunden habe. Von Steinheim wurde ihr gemeldet, daß ein Vorhangschloß der Pyrmont-Driburger Post nicht geschlossen gewesen sei. Als Übeltäter wurde der Unterbeamte Hartmann in Schieder ermittelt. Er gestand, dienstwidrig gehandelt zu haben und erhielt auf Anordnung der Oberpostdirektion einen Verweis mit der weiteren Eröffnung, daß er bei weiteren ähnlichen Dienstwidrigkeiten ohne Nachsicht eine Geldstrafe erhalte.
Schieder erhielt eine eigene Posthalterei, als nach Eröffnung der Eisenbahnlinie Hannover—Altenbeken der sprunghaft steigende Umschlagsverkehr die Einrichtung besonderer Postkurse von hier in eine weite Umgebung erzwang.
Die Postverwaltungen, die das Postregal besaßen, konzessionierten den Posthaltern im Antragsfalle regelmäßige Personenfahrten. Eine dem Posthalter Struck in Pyrmont im April 1866 erteilte Konzession für eine täglich einmalige, während der Badesaison vom 1. Mai bis Ende September zwischen Pyrmont und Detmold über Lügde, Schieder, Blomberg und Meinberg einzurichtende Omnibusverbindung gibt Aufschluß über die Bedingungen, die den Unternehmern in solchen Fällen auferlegt wurden. Abgesehen davon, daß die Beförderung der Personen ohne Wechsel des Wagens zu erfolgen hatte, mußte sich Struck zur Übernahme folgender Bedingungen bereitfinden: 1. Jeder Wagen hat im Innern elf und außerhalb zwei Sitzplätze einschließlich des Kutschersitzes. 2. Jeder Wagen muß auf der linken Seite des Kutschersitzes auf leicht erkennbare Weise mit der Nummer dieser Konzession auf weiß lackiertem Blech, schwarz gemalt, versehen sein. 3. Die Abfahrt erfolgt in Pyrmont um 11 Uhr nachts, in Detmold um 9 Uhr vormittags. 4. Die Beförderung findet in fünfeinhalber Stunde statt.