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Haltepunkt Noltehof
Der Noltehof, der nun bald dreißig Jahre ein zentraler Punkt in den Eisenbahnfragen des Raumes um Schieder war, erfuhr doch noch die Genugtuung, zwar nicht Bahnhof, aber doch Haltestelle für den Per sonenverkehr zu werden. Die Wünsche gingen dahin, den Einwohnern Schieders und der Dörfer des Lippischen Südostens sowie Wöbbels die Verbindung mit Blomberg durch Anlegung einer Haltestelle am Noltehof zu erleichtern. Die Eisenbahnverwaltung ist bereit, diese Wünsche unter bestimmten Voraus setzungen zu erfüllen und übersendet der Lippischen Regierung am 24. Juni 1897 einen Plan. Der preu ßische Minister Thielen hat danach auf den Antrag der Eisenbahndirektion die Einrichtung eines Personen haltepunktes Noltehof an der Strecke Schieder-Blomberg genehmigt unter der Voraussetzung, daß die Lippische Regierung einverstanden ist und bei der landespolizeilichen Prüfung des Entwurfs keinen Wider spruch erhebt. Von den beteiligten Gemeinden wird ein einmaliger, unverzinslicher Baukostenzuschuß von 1000 Mark verlangt, der auch bei einer Änderung oder Einziehung des Haltepunktes nicht zurück zuzahlen ist. Am 3. Juli erklärt die Regierung ihr Einverständnis und erteilt zugleich die landespolizeiliche Genehmigung. Der Haltepunkt, ein einraumiger Aufenthaltsraum mit einigen Bänken, konnte gebaut werden.
Fahrkartenverkauf
Offenbar muß die Eisenbahnverwaltung mit einer erheblichen Benutzung des Haltepunktes Noltehof gerechnet haben, denn sie schrieb am 23. November 1897 dem Amtshauptmann Steneberg in Blomberg, daß sie beabsichtige, bei Inbetriebnahme des Haltepunktes, um den Zugführer nicht mit dem Fahrkarten verkauf zu belasten, diesen dem in der Nähe wohnenden Wegeaufseher Krumsiek oder dessen Ehefrau zu übertragen. Krumsiek wohnte damals im alten Chausseehause am Nessenberg, dem heutigen Hotel „Nessenberg". Die besondere Verkehrserwartung hinsichtlich des Haltepunktes kommt in der Bemerkung zum Ausdruck, daß sich voraussichtlich das Bedürfnis herausstellen werde, im Chausseehause einen Wirt schaftsbetrieb, wenn auch beschränkten Umfanges, einzurichten. Es handelte sich zu dieser Zeit um eine Neukonzessionierung infolge Eigentumwechsels. Bezüglich der Wirtschaft würde es genügen, wenn der Ehefrau Krumsiek erlaubt würde, „belegte Brote, Kaffee, Bier und Schnaps an das reisende Publikum" zu verkaufen.
Steneberg übermittelt den Wunsch der Eisenbahn der Lippischen Regierung und erklärt dazu, daß die Ehefrau Krumsiek nicht bereit sei, den Fahrkartenverkauf wegen der geringen Frequenz und der man gelnden Entlohnung zu übernehmen. Krumsiek selbst könne aus dienstlichen Gründen schwerlich in Frage kommen. Die Erteilung einer Konzession zum Betrieb einer Schenkwirtschaft an Krumsiek scheint dem Verwaltungsamt nicht statthaft zu sein, abgesehen davon, daß die fragliche Wohnung den zu stellenden Anforderungen in landespolizeilicher Hinsicht nicht entspreche. Es komme auch in Betracht, daß die Woh nung des Wegeaufsehers mehr als 250 m entfernt und deshalb für die Fahrgäste aus Schieder, Brakelsiek und Schwalenberg unzweckmäßig liege. Wenn der Zugführer für den Fahrkartenverkauf nicht in Frage komme, dann eme der beiden in unmittelbarer Nähe wohnenden Bahnwärterfamilien. Es kam dann aber doch zu der Lösung, die angesichts der örtlichen Verhältnisse die beste war: Der Zugführer verkaufte die Fahrkarten. Wer vom Noltehof nach Blomberg bzw. nach Schieder fahren wollte, ging zum Packwagen des Zuges und erstand eine Fahrkarte.
Fest-Finanzierung
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und ein großes Ereignis war, besonders für Blomberg che Eröffnung der Bahn. Em jahrzehntelanges Bemühen um den Eisenbahnanschluß durfte nur mit Sang und Klang, mit einem großen Fest den krönenden, für alle

Auf dem Bahnhof Blomberg Einweihumgsfeier
anläßlich der Betriebseröffnung am 30. Juni 1897
sichtbaren und in der Erinnerung blei-enden Abschluß finden. Man brauchte hierfür natürlich Geld und dieses sollte das rechtzeitig gegründete Festkomitee beschaffen. Die Stadtverordneten von Blomberg bewilligten zur Finanzierung der Feier lichkeiten einen Zuschuß bis zum Höchstbetrag von 300 Mark, die Amtsvertreter von Schieder einen solchen von 150 Mark. Lediglich die Amtsgemeinde Blomberg verweigerte aus den schon erwähnten Gründen jeglichen Zuschuß. Diese Beträge genügten aber nach Ansicht der Festveranstalter nicht. So wandten sie sich am 13. Juni 1897 durch ihren Wortführer, den Amtshauptmann Steneberg, an die Lippische Regie rung mit der Bitte um Gewährung eines Zuschusses von 400 Mark. Dem Vernehmen nach, so bemerkt Steneberg, sollen solche Zuschüsse regelmäßig gezahlt sein.
Die Regierung, offenbar froh, die Bahnbauangelegenheit endlich abgeschlossen zu sehen, zeigte sich groß zügig und bewilligte einen Garantiefonds bis zu 300 Mark aus Landesmitteln. Die Auszahlung des erfor derlichen Zuschusses soll erfolgen, sobald das Komitee der Regierung den Nachweis über die durch die Eröffnungsfeier entstandenen Kosten und die zur Deckung dieser Kosten zur Verfügung stehenden Mittel erbracht hat. Die am 3. August übersandte Abrechnung gibt die Gesamtkosten mit 762,50 Mark an. Es wird zugleich bemerkt, daß weder von der Stadt Blomberg noch vom Amt Schieder weitere Mittel zu erwarten sind. In der Hoffnung, daß gegen die Art der Mittelverwendnug seitens der Regierung nichts einzuwenden ist, wird gebeten, neben dem bereits in Aussicht gestellten Höchstbetrag von 300 Mark auch den geringen Restbetrag von 12,50 Mark „hochgeneigtest auf die Landkasse in Ausgabe anweisen zu wollen." Das wurde denn auch getan.
Die Zusammenstellung der Ausgaben für die Feier der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Schieder—Blom­berg verzeichnet folgende Einzelbeträge:
1.Rechnung  des Polizeidieners  Wöhning
3.Gastwirt B. Theopold, für Frühstück
4.Gastwirt B. Theopold, für 1 Festessen
5.Humboldt für Drucksachen
10.Hauen der Tannen
8.Ehrenpforte Begemann
6.Musik
7.Ehrenpforte  Heithecker und Tappe
2.Oberförsterei Schieder für 42 Fichten
9.Hagedorn für Anfuhr der Tannen
13.Rechnung Albert für die Arbeiter
11.Lesemann für Böllerschüsse
14.Geldgeschenk für das  Bahnpersonal
12.Rechnung Müller für Vereine
16.Porto
15.Witwe Dose zu Schieder

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