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Zollhaus Fischanger
Ursprünglich war es ein Forsthaus. Die Unterbeamten im Forstdienst hießen vormals Holzknechte, nach 1817 Waldschützen.  Holzknecht Scheibach war 1813  aus dem Dienst entlassen worden.  In seine Stelle  setzte die Fürstin Pauline 1814 den aus Sabbenhausen gebürtigen Landwehrmann Viet Wennemann. Dieser wohnte zunächst auf dem Noltehof, er baute sich 1818 das Haus im Fischanger. Wie es gewöhnlich geht wurde auch dieser Bau teurer, als er veranschlagt war, das Amt schätzte den Wert auf 1000 Taler  Bei einem Waldschützengehalt von anfangs 40, später 45 Talern waren das für Wennemann 25 Jahreslöhne.
Zollhaus Fischanger 1890
Vor Baubeginn hatte der Dezernent für Wegebau in Lippe, Kammerrat Gerke, Wennemann Hoffnung auf che demnächst einzurichtende Zollstelle im Fischanger gemacht. Die Kammer lehnte jedoch das ent­sprechende Gesuch Wennemanns ab, obendrein leugnete der Kammerrat, jemals derartige Versprechungen abgegeben zu haben. So mußte Wennemann sein Besitztum in Sabbenhausen verkaufen, der Erlös reichte jedoch mcht, die Schulden zu decken. Wennemann vergriff sich an Holzgeldern und mußte 1819 deswegen 4 Tage Arrest auf der Hauptwaehe in Detmold absitzen. Als im folgenden Jahre bei ihm ein Kassen-ehlbetrag von 400 Talern festgestellt wurde, verurteilte ihn das Forstgericht zu 3 Monaten Strafwerk­haus und sprach die Dienstentlassung aus. Wennemanns Gnadengesuch hatte zwar den Erfolg   daß die Strafe auf einen Monat herabgesetzt wurde, die Bitte um Wiedereinstellung wurde von der Fürstin Pauline jedoch ein für allemal abgelehnt.

Zollhaus Fischanger 1890

1 berichtete Gerke an die Kammer, die Chaussee nach Schwalenberg werde binnen 4 Wochen fertig sein. Alles Fuhrwerk von Schwalenberg und Paderborn passiere den Weg von Schieder bis zur Harz-berger Grenze frei. Deshalb müsse dort, wo Wennemann sein Haus gebaut habe, eine neue Zollstelle eingerichtet werden. Er schlug vor, am 1. Mai mit der Erhebung zu beginnen. Trotz bestehender Bedenken ernannte man Wennemann nach Fürsprache des Amtmanns Mücke zum Zollerheber. Am 4. Dezember
2 zeigte Christoph Müller, ein Schwager Wennemanns aus Harzberg, beim Amt an, Wennemann habe die eingezogenen Wegegelder nicht abgeliefert, sondern ausgegeben. Die Kammer entschied darauf, Wenne­mann die Hebung abzunehmen. Am 10. und 11. Dezember 1821 entfernte Amtspedell Holste die Tarif­tafel an Wennemanns Wohnung und die Barriere, wobei ihm der Tischler Schröder und die Tagelöhner Henke, Lewecke und Schloßportier Hartmann zur Hand gingen. Noltemeyer fuhr die Sachen zum Amt. Waldschütz Gnade bewohnte damals das Nebenhaus des Maurers Lewecke. Da hier die Straßen von Schwalenberg nach Lügde und von Lügde nach Blomberg vorbeiführten, war dies die günstigste Stelle für eine Ersatzhebestelle. Frau Gnade wurde am 9. Januar verpflichtet und vereidigt. In der Bevölkerung entstand Beunruhigung wegen der doppelten Erhebung. Als darum gegen Wennemann der Konkurs er­öffnet und das Haus im Fischanger gegen Ende des Jahres von Friedrich Mundhenk aus Hagen für 1400 Taler gekauft wurde, erreichte dieser mühelos die Übertragung der Chausseegelderhebung im März des folgenden Jahres. 1829 kündigte Mundhenk die Hebung, erklärte sich jedoch bereit, sie für 70 Taler jährlich in Pacht zu nehmen. Nach Verhandlungen einigte man sich auf eine anteilige Vergütung von 4 Mariengroschen 3 Pfennig vom Taler.
Mundhenk scheint nie auf seine Kosten gekommen zu sein. Nachdem die Kammer bis 1847 mehrere Ein­gaben auf Zeitverpachtung ablehnte, teilte Mücke der Regierung am 14. April 1847 mit, Mundhenk wolle im kommenden Monat nach Amerika auswandern. Seine Stätte habe er bereits an den Lemgoer Bürger August Sasse verkauft.
Der neue Zöllner hatte schon im ersten Jahre Pech. Der Conducteur, welcher die Post von Paderborn nach Hameln begleitete, erstattete Anzeige beim Postkommissariat in Detmold. Danach hatte Sasse beim Passieren der Hamelner Post statt zu öffnen den Baum heruntergezogen, und die Post dadurch in große Gefahr gebracht. Sasse entschuldigte sich damit, es sei in der Nacht nach Wilbasen geschehen, als er durch die vielen Passanten beunruhigt worden war und öfters hatte aufstehen müssen. In der Sorge, die ge­wöhnlich um 10 Uhr durchfahrende schnelle Post nicht zeitig genug zu hören, habe er den Schlagbaum offengelassen. Als ihn dann seine Frau beim Klang des Posthorns geweckt habe und er aus tiefem Schlaf aufgefahren sei, habe er in der Verwirrung den Baum heruntergezogen. Sasse starb 1863. Die Regierung übertrug die Erhebung auf seinen Sohn.
Für die Bewohner Harzbergs war der Wegezoll eine überaus lästige Angelegenheit. Die Kolonen Hunke Nr. 5, Hasse Nr. 6, Rohbrecht Nr. 7 und Hasse Nr. 8 erreichten 1861 mit Hilfe der preußischen Regierung in Minden Befreiung vom Zoll, wenn sie bei Ackerfuhren von ihren Höfen zu ihren Ländereien gelangen wollten,  die zwar im Preußischen lagen,  zu denen sie aber einen Waldweg gegenüber dem
Fischanger benutzen mußten. Angeregt durch diesen Erfolg, versuchten verschiedene Glashütter in jahrelangen Eingaben, auch für sich eine gleiche Freistellung zu erlangen. Die Regierung lehnte jedoch alle Gesuche mit dem Hinweis ab, daß die jenseits der Grenze gelegenen Ländereien zum Teil nur gepachtet seien und mit fremdem Fuhrwerk bestellt würden. Nach der Eröffnung der Eisenbahn bat Sasse um Pachtermäßigung, da der Verkehr auf der Straße nun bald gänzlich aufhören würde. Während er bis dahin jährlich 75 Taler gezahlt hatte, bot er jetzt 20 Taler. Er wies zum Vergleich darauf hin, daß jetzt auf die Hebestelle an der Saline bei Pyrmont, die früher
Wilhelm Mittelgöker
der letzte Zöllner im Fischanger
750 Taler an Pacht eingebracht hatte, bei der Neuverpachtung nur 120 Taler geboten seien. Die Regierung löste darauf den Kontrakt und übertrug die Stelle wieder in Administration.
Witwer Gastwirt Sasse starb am 19. Februar 1877. Da der Verkauf der Stätte für den 12. April vor­gesehen war, übernahm der 19jährige Schwesternsohn des Verstorbenen, Karl Hasse aus Harzberg, die Erhebung. Bedingung war dabei die Aufsicht seiner Vormünder Förster Thiemann und Hausbesitzer Milchsack von der Glashütte.
Am 10. April 1877 kaufte der Ziegelmeister Wilhelm Winter aus Istrup die Stätte zu Fischanger für 9000 Mark. Nun waren Winter sowohl wie Karl Hasse den größten Teil des Jahres auf Ziegelarbeit im Auslande. Wegen seiner Abwesenheit zum Amt vorgeladen, erklärte Winter, seine Familie wohne noch in Istrup, den Krug habe er dem Wirt Möllenberg verpachtet. Er nehme jedoch die Hebung unter eigener Verantwortung an und hinterlegte auch die erforderliche Kaution von 18 Mark.
Am 7. September 1883 meldete Landbaumeister Hermann der Regierung, Wilhelm Mittelgöker aus Glas­hütte habe die Wirtschaft gekauft und wolle auch vom 1. Oktober an die Erhebung übernehmen. Eine gleiche Erklärung gaben Frau Winter und der 28jährige Mittelgöker am 17. September vor dem Ver­waltungsamt Blomberg ab. Mittelgöker bezahlte eine Pacht von 54 Mark und stellte eine Kaution von 51 Mark. Der letzte Zöllner löste am 1. November 1897 seinen Kautionsschuldschein im Geschäftszimmer des Bauamts Blomberg ein.
Zollhaus Nessenberg
Sowohl bei der Geschichte dieses Zollhauses wie bei der des Fischangers lassen sich gewisse Überschnei­dungen mit der späteren Darstellung der Gasthäuser nicht vermeiden. Das Schwergewicht liegt bei beiden jedoch in dem Beitrag, den sie zur Entwicklung des Luftkurorts Schieder geleistet haben.
Nach einer Mitteilung des Amtes von 1867 bestand die Hebestelle in Nessenberg damals seit 28 Jahren. Der erste Chausseegelderheber Konrad Lüersen stammte aus Heiligenkirchen. Seine vielen Gesuche um Konzessionserteilung blieben ohne Erfolg. Mehr Glück, anscheinend auch bessere Beziehungen, hatte sein Nachfolger, der zum Chausseegelderheber ernannte bisherige Verwalter Echterling. Nach seinem Tode wurde die Zollerhebung nicht auf seine Witwe übertragen, dafür der Kommissionsdiener Wagner aus Blomberg eingesetzt. Als nächsten Erheber finden wir 1867 einen Brand in Nessenberg. Im Interesse der Chausseeverwaltung, „in deren Eigentum das von jenem bewohnte Haus sich befindet", wurde Brand die Hebung 1868 pacht­weise übertragen. Letzter Zöllner war Gees, der 1897 die Bahnhofswirtschaft in Blomberg übernahm.
Die Aufhebung des Chausseegeldes
Mit
höchster Genehmigung verfügte das Kabinettsministerium am 18. September 1896 die Aufhebung des Chausseegeldes zum 1. April 1897.
Das ehemalige Zollhaus um 1900 als Restauration zum Nessenberg

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