Es fehlte nur noch das Zwischenglied von der einen zur anderen Bestattungsform. Man fand es in einem Flächenbrandgrab auf dem Nottanger bei Schieder. Außer diesem wurden weitere Grabhügel um Schieder auf der Hovestatt am Hange der Herlingsburg sowie ein Einzelgrab im Winkel zwischen Schweibach und Fischerberg festgestellt. Sie alle liegen in etwa 170 m Höhe an Berghängen. Ob sie sämtlich aus der Mittleren Bronzezeit stammen, wie man aus ihrer Lage schließen möchte, ist noch nicht nachgewiesen. Geöffnet wurde erst ein Grab auf dem Nottanger.
Die Ausgrabung durch Schwanold und Nebelsiek fand am 30. und 31. Juli 1926 im Beisein mehrerer Interessierter aus Schieder statt. Schwanold schreibt darüber:
„Der Grabhügel hatte einen Durchmesser von 10 m und eine Höhe von 1,50 m. Die
Kuppe war flach und etwa 3 m breit. Der von Westen vorgetriebene Suchgraben zeigte,
daß der Hügel aus Mergel aufgeschüttet worden war. In der Hügelmitte fand sich eine
Steinpackung, die eigentliche Grabkammer. Zwischen aufgerichteten und flachliegenden
Steinen lagen große Mengen von grauer Asche und große wie kleine Holzkohlen mit
wenigen Resten von Knochen, die durch weißliche Färbung und Risse anzeigten, daß
sie im Feuer gewesen waren. Röhrenknochen, Gelenkköpfe und Hirnschalenstücke des
hier bestatteten Toten waren deutlich zu erkennen. Sowohl die Holzkohle als auch die
Asche bildeten an zwei Stellen langgestreckte Massen von Armdicke und Armlänge.
Totenbeigaben wie Schmuckstücke und Geräte aus Bronze wurden im Nottangergrab
nicht gefunden."
Man hat sich Gedanken darüber gemacht, weshalb die eine Art Bronzegräber in der Ebene, eine zweite
an den Berghängen und die dritte auf den Berghöhen liegt. Anders gesagt, was hat die Menschen jener Zeit
veranlaßt, sich diese verschiedenen Wohngebiete auszusuchen?
Forschungen haben ergeben, daß das Klima schuld daran war. Während der Älteren Bronzezeit herrschte ein warmes und trockenes Klima. Der Grundwasserstand sank. Der Wald verschwand von den Bergen. An seiner Stelle breitete sich eine Gras- und Buschlandschaft aus. Der Mensch fand dort oben gute Weiden für sein Vieh und brauchte für die Anlegung von Feldern kaum zu roden.
Zu Beginn der mittleren Periode setzte ein Klimasturz mit größeren Niederschlägen ein. Das Grundwasser stieg, die Höhen bewaldeten sich wieder, und die Menschen wichen allmählich ins Tal aus, wo sich ihnen leichtere Lebensbedingungen boten. Dabei besiedelten sie zunächst die Berghänge. Noch später, in der jüngsten Bronzezeit, suchten sie die trockenen Plätze in der Ebene auf.
In der dünnbesiedelten Senne konnten sich die Urnengräber über die Jahrhunderte halten. Es wird sie auch bei uns gegeben haben, doch da, wo sie vermutlich angelegt wurden, breiten sich heute große Ackerflächen aus. Der Pflug hat sie eingeebnet.
Bezüglich der Volkszugehörigkeit der Bronzezeitmenschen ist man auch heute noch auf Vermutungen angewiesen. Ein 1957 erschienener „Abriß der Vorgeschichte" setzt für das Jahr 2000 v. Chr. die Anwesenheit früher Indogermanen an. Das war eine Völkergruppe, aus der Kelten und Germanen hervorgingen. Schwanold ging noch weiter und hielt die Bronzeleute schon für Germanen.
Es sind Ähnlichkeiten mit Grabfunden in den nordischen Ländern und in Süddeutschland festgestellt worden. Weiter weiß man, daß Handelsbeziehungen bis nach Griechenland bestanden haben müssen.
Auf Handelswegen gelangte seit 800 v. Chr. das Eisen als neuer Rohstoff aus dem vorderen Orient nach Europa. Die bis dahin nur vermuteten Kelten und Germanen traten aus dem geschichtlichen Dämmerlicht. Die Kelten wanderten nach Süddeutschland und über den Rhein nach Westen, die Germanen besetzten den norddeutschen Raum.
Bronzegräber