Der Stammhof und Siekholz 1816
Grundstücke zum Stammhof sind mit Nro. II, Zahlen und den Buchstaben b bezeichnet; Namen der Siekholzer Siedler sind eingetragen, ihre Grundstücke nur mit Strichelchen angedeutet.
1848 nach Detmold gerichtete Gesuch um
Pachtland endet mit dem
Satz: „Wir blicken mit Zittern und Zagen
in die Zukunft. Wird uns nicht bald geholfen,
muß ein großer Teil von uns zugrunde gehen."
Die Gesuche aus Glashütte und Schieder verraten die Volksstimmung des kritischen Jahres 1848. Die Leute wandten sich an den Fürsten selber, nachdem viele Eingaben in den Zwischeninstanzen hängen geblieben waren. So hieß es in einem Schreiben des Philipp Vathauer und Konsorten von der Glashütte: „Auf der Glashütte wohnen 27 Familien, von denen die meisten schon seit längeren Jahren Land in Pacht haben. Nur 5 haben bis jetzt vergebens danach gestrebt. . . Der Meiereipächter Treviranus ist nicht beliebt in unserer Gegend. Sein Vorteil ist Nachteil für die Arbeiterklasse, zu welcher wir alle gehören, und der Mann hat seinen Vorteil viel zu lieb, als daß er sich um unsere traurige Lage auch nur im entferntesten kümmerte." Nicht weniger scharf lautete eine am 27. März 1848 von 24 Schiederschen Einwohnern an „Serenissimi Regentis Hochfürstliche Durchlaucht gerichtete unthertänigste Vorstellung und Bitte" wegen Meiereilandes: „Unser Wunsch ist leider früher ohne Erfolg ausgesprochen . .. Die Räthe vielleicht, die das Volkswohl den eigenen Interessen oder den Interessen anderer opferten, die ihre Gunst sich auf die eine oder andere Weise erwarben, sind Schuld an dem unglücklichen Ausgang jener Petitionen . . ." Treviranus versuchte zunächst, nach der alten Methode auszuweichen, indem er darauf hinwies, der Forstgrund am Lügder Wege eigne sich für eine Verpachtung viel besser als die Mühlenbreite. Er erklärte sich dann aber doch bereit, „bei Berücksichtigung der jetzigen Zeitverhältnisse . . . und, da ich in Frieden leben möchte, 16-20 Scheffelsaat von der Mühlenbreite an die Schiederschen abzugeben". Entschieden lehnte er die Verpachtung der Fetten Weide (an die Glashütter) und des Kälberkampes ab, „da sie dem Nationalwohl nur nachteilig ist, die Meiereischafe würden ihren Todesstoß erhalten".
Als der Fürst sich nun um die Angelegenheit kümmerte, mehrere Anordnungen zur Ausweisung von Pachtland tragen seine Unterschrift, wurde auch die Kammer energischer gegenüber dem Konduktor. Die Abgabe von 30 statt 20 Scheffelsaat könne bei der Größe der Meierei nicht nachteilig sein. Auch scheine ein wirkliches Bedürfnis in Schieder vorzuliegen, da die Gesuche nicht nur in den jetzigen unruhigen Zeiten, sondern schon früher wiederholt vorgebracht seien. Treviranus möge nachgiebig sein und tumultuarischen Schritten den Grund nehmen, von denen die Schiederaner sich bis jetzt ferngehalten hätten. Erfolgte Pachtlandausweisungen:
1828 von der Mühlenbreite 46 Scheffelsaat an 31 Brakelsieker, 1838 von den Langen Äckern 18 Scheffelsaat an 17 Schiederaner,
1843 erneute Ausweisung auf den Langen Äckern, dem Braunen Kamp und dem Hüttenstück bei Glashütte, von der Mühlenbreite 30 Scheffelsaat an 25 Schiederaner, von den Langen Äckern 12 Scheffelsaat, vom Hüttenstück 12 Scheffelsaat und vom Braunen Kampe 14 Scheffelsaat an 32 Schiederaner, 1850 von der Moseshütte 7 Scheffelsaat an die Glashütter Friedrich Null, Karl Meier, Luchte und Kunterding, 1852 von der Mühlenbreite 58 Scheffelsaat an Schiederaner und Brakelsieker. Die nachfolgende Anlage VIII a zu den Meiereiakten gibt einen Überblick sowohl über die 1851 in Schieder ansässigen Familien, nach Kolonen und Einliegern getrennt, wie über die von ihnen genutzte landwirtschaftliche Fläche. Die unter den Nummern 27 bis 57 genannten besaßen kein eigenes Land, hatten aber bei den bis dahin erfolgten Ausweisungen Pachtland erhalten. Die zuletzt zugezogenen Göke und Ahrens besaßen gar nichts. Die Gesuche aus Glashütte und Schieder verraten die Volksstimmung des kritischen Jahres 1848. Die Leute wandten sich an den Fürsten selber, nachdem viele Eingaben in den Zwischeninstanzen hängen geblieben waren. So hieß es in einem Schreiben des Philipp Vathauer und Konsorten von der Glashütte: „Auf der Glashütte wohnen 27 Familien, von denen die meisten schon seit längeren Jahren Land in Pacht waren.
Obschon die Kammer die Pachtpreise trotzdem erhöhte, mehrten sich die Gesuche um Pachtland (von der Schiederschen Meierei) in einem vordem nicht gekannten Maße. Die Menschen sahen hier die einzige Möglichkeit, dem Hunger zu entgehen. Die Eingaben kamen aus Wöbbel, Brakelsiek, Schieder, Siekholz, Glashütte und Eschenbruch.
In Siekholz war die Lage noch verhältnismäßig günstig. Dort hatten sich seit der Jahrhundertwende 14 Kolonen angesiedelt: Hagedorn Nr. 1, Hampe Nr. 2, Luchte Nr. 3, Weber Nr. 4, Walbaum Nr. 5, Jürgens Nr. 6, Brüggemann Nr. 7, Schröder Nr. 8, Plenker Nr. 9, Middecke Nr. 10, Steinhage Nr. 11, Bollwich Nr. 12 (1845 von der Kammer als Forstläuferstelle angekauft), Schröder Nr. 13 und Wortmann Nr. 14. Dazu kamen mehrere Einlieger, deren Zahl 1848 mit 6 angegeben wurde.
Obwohl den Neubauern bei der Ansiedlung nur ein schmaler Streifen zwischen dem Bohnenbach und dem Walde zugewiesen war, gehörte zu allen Hausnummern Gartenland und Wiese von \XU bis 2V2 Scheffelsaat Größe. Den Sommer über arbeiteten die Siekholzer auf dem Siekhof, im Winter als Waldarbeiter bei 10—12 Silbergroschen Lohn. Die Siekhofer Meiereiverwaltung hatte jedem Ackerland in Größe von 3 Scheffelsaat als Pachtland überlassen. Zusätzlich wurde auf Wunsch noch Land für Lein und Kartoffeln abgegeben.
Das Ersuchen der Siekholzer um Schiedersches Meiereiland wurde deswegen mit der Begründung abgelehnt, mehr Land wäre ihrem Erwerb nachteilig, da sie sonst ganz sich der Ackerwirtschaft widmen würden und beim Mangel an Dünger und Arbeitskräften sich nicht ernähren könnten.
In Brakelsiek war die Zahl der Einlieger bis 1848 auf 105 angestiegen. Unter den Hauseigentümern hatten 21 nur 2—3 Metzen Land. Eine Reihe Brakelsieker war zwar auf den Meiereien Schwalenberg und Schieder beschäftigt, die meisten jedoch waren wie die Schiederschen Besitzlosen jahrein, jahraus ins weite Ausland gewandert. Es hatte in den letzten Jahren eine gewisse Möglichkeit gegeben, sich Land zu kaufen, da mehrere landbesitzende Brakelsieker nach Amerika ausgewandert waren. Die kleinen Leute konnten jedoch wegen der unerschwinglichen Preise kein Stück Land davon erwerben. Der „wohlhabende Mittelstand", die Kuhbauern, verlangten für eine Metze Pachtland bis zu einem Taler 12 Groschen. Das