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Schieder um 1740
Als 1787 die Vermessungskommission ihre Arbeit zur Vorbereitung der Ämterteilung begann, wurde ge­fordert, auch die Meierei zu vermessen. Oberförster Maertens wies darauf hin, daß das bereits vor Jahr­zehnten durch Alberti geschehen sei. Alberti habe bei Maertens Eltern logiert, und zwar müsse es um 1738 gewesen sein.
Die damals hergestellte erste Flurkarte Seite 112 trägt die Jahreszahl 1744. Von den 8 Kolonaten des Orts­kerns ist darauf bei der Größenordnung kaum etwas zu erkennen. Da, wo sich der Trockene Anger als lichter Hudewald am Schweibach hinunter bis vor den Baumhof (neben dem Schloß) erstreckt, sind die Ober­försterei, das Gärtnerhaus, Plöger, die Ziegelei und die obere Mühle angedeutet. Links vom „Haus Schieder" erscheinen der Falckenkrug, das Haus Hußmann und die untere Mühle, auf der Nieseinsel die Papiermühle, daneben Büngener und Scheibach. Mit Ausnahme der „Zum Kruge" gehörigen und der Länderei der Papier­mühle mit dem „Nonekamp" waren die Grundstücke der Kolonate so unbedeutend, daß Alberti nicht einmal den Hußmannschen und den Waldvogtskamp eingezeichnet hat.
Was Alberti darstellen wollte, waren die Meierei, der Noltehof und der Stammhof. Die Meierei besaß nach der Messung von 1710 = 2345 Scheffelsaat, nach der von 1777 = 2537 Seh, der Noltehof 1721 = 271 Seh, der Stammhof 1721 = 117 Seh.

                                                                              Im Siebenjährigen Kriege
Zwischen 1756 und 1763 erlebte auch Schieder aufregende Jahre. Zwar war Lippe neutral, und der eigent­liche Kampfplatz lag weitab von uns in Schlesien, Sachsen und Böhmen. Seitdem aber die Franzosen sich in den Konflikt eingemischt hatten, kam es auch zu Schlachten in unserer näheren und weiteren Umgebung. Am 15. und 16. Juli 1761 hatten die Alliierten (Preußen, Engländer, Hessen, Braunschweiger u. a.) bei Völlinghausen in der Nähe von Hamm über die Franzosen unter Marschall Broglie gesiegt. Die geschlagene Armee wich in östlicher Richtung aus. Broglie bezog am 1. August sein Hauptquartier in Willebadessen. Die Verfolger unter Herzog Ferdinand von Braunschweig schlugen ihr Lager bei Büren auf.
Kundschafter brachten heraus, daß die Franzosen über Hameln nach Hannover marschieren wollten. Um den Feind von der geplanten Marschrichtung abzudrängen, schickte Herzog Ferdinand den General Luckner mit seinem Korps los, um Hameln zu decken. Luckner kam am 30. Juli in Schlangen und Hörn an, erschien am 31. in Meinberg und Blomberg, am 1. August in Rischenau, am 2. August in Lügde und lagerte am 4. im Walde bei Schieder. Am 11. stand er mit seinem Korps bei Blomberg. Von Büren folgte unter­dessen ein zweites Korps unter General Spörcken. Es erreichte in Eilmärschen über Rietberg, Oerlinghausen und Lemgo am 13. August Blomberg. Maspe wurde zum Hauptquartier.
Hinter diesen beiden Vorhuten rückte das Gros unter Herzog Ferdinand heran, das am 13. August die Höhen um Meinberg und Belle besetzte. Am Abend des 13. lag das Korps des Generals Spörcken in einer Stellung, die rechts an Blomberg, links an Schieder heranreichte und die Hauptmasse der Truppen um den Siekhof konzentriert sah. Das Wutgenauische Korps bildete den linken Flügel der Alliierten und hatte den Engpaß bei Fischanger besetzt. Hessen und Braunschweiger lagen vor Billerbeck, Hannoveraner in Belle, Soldaten des Generals Spörcken in Wöbbel und auf dem Noltehof.
Herzog Marschall Broglie war in Verfolgung seines Planes von Willebadessen nordwärts vorgedrungen. Die Front seiner Truppen reichte von Himmighausen über Vinsebeck und Steinheim bis nach Elbrinxen. Es war eine böse Überraschung, als die Franzosen entdeckten, daß ihr Gegner bereits die beherrschenden Höhen besetzt hatte.
Nach anfänglichen Scharmützeln, bei denen die Alliierten den Beilenberg räumten, versuchten die Franzosen am 14. August, Hörn zu erobern. Unter Verlust von einem Obersten und 42 Mann mußten sie sich wieder zurückziehen. Die Horner Bürger verdankten ihre Rettung nicht nur der Tapferkeit der 300 Mann Besat­zung, sondern auch ihren dicken Misthaufen, die sie fleißig vor den Toren und an den Mauern aufgeschichtet hatten, und in denen die feindlichen Kanonenkugeln erstickten.
Obwohl den 100 000 bis 120 000  Franzosen nur 50 000 bis 60 000 Alliierte gegenüberstanden, zogen es die Franzosen vor, unter den veränderten Umständen nicht zu einer offenen Feldschlacht anzutreten. Am 15. August legten die Wutgenauischen Soldaten bei Schieder einen Brückenkopf rechts der Emmer an, den sie mit 6 Zwölfpfündern versahen. Am 18. meldete Wutgenau vom Siekhof aus, der Feind sei im Abmarsch auf Höxter begriffen. Um 9 Uhr marschierte das Wutgenauische Korps durch Schieder und den Hohlweg nach dem Steinheimer Walde und auf Steinheim zu, wo es um 10 Uhr ankam. Um 12 Uhr hatte es bereits den Stoppelberg besetzt. Ihm folgte um 11 Uhr das Gros des alliierten Heeres.
Dauernd bedrängt, zogen die Franzosen sich über Brakel nach Höxter zurück, setzten am 19. August über die Weser und verschwanden jenseits über Lüchtringen und Holzminden.
Damit war die Gefahr einer großen Schlacht gebannt. Was aber mag in dieser Zeit die Bevölkerung an Drangsalierungen, Fouragierungen und Feldverwüstungen gelitten haben?
Das Wutgenauische Korps war übrigens schon einmal, und zwar am 20. Mai 1761, auf seinem Vormarsch nach Westen durch Schieder gezogen. Es hatte auf der Niesebreite fouragiert und 36 Scheffelsaat Gerste gemäht und zertreten. Den Schaden schätzte man je Scheffelsaat auf 5 Taler. Insgesamt wurden dem Amts­rat Vogt nach dem Kriege 874 Taler für erlittene Schäden erstattet. Wege und Brücken waren durch die vielen Kriegsfuhren ruiniert. Es dauerte Jahre, bis man sie notdürftig wieder instandgesetzt hatte. Das kostbare Eichenholz wurde durch diese Reparaturen schon sowieso sehr in Anspruch genommen. Sicher­lich hat es den Schiederschen Forstleuten Sorge gemacht, als kurz nach dem Kriege im Jahre 1768 von Bückeburg der Befehl eintraf, 400 Eichenbohlen für den Bau des Wilhelmsteins, einer Miniaturfestung im Steinhuder Meer, zu liefern. Die Bohlen mußten von Schieder aus durch Reihenfuhren (Frondienste) bis nach Rinteln gebracht werden.
Populationen
Unter den Akten, die uns die Bückeburger hinterlassen haben, befinden sich auch Listen mit dem eigen­artigen Titel „Populationen". Es handelt sich dabei um ein veraltetes Wort, das mit dem lateinischen populus (Volk) verwandt ist und also soviel wie „Bevölkerung" bedeutet. Sie enthalten die ersten Volks­zählungen im Amt Schieder. Da jeder Einwohner vom Einlieger bis zum Amtmann darin erfaßt wurde, der Amtmann und Konduktor aber steuerfrei war, waren sie also nicht zum Zwecke einer Schätzung angestellt. Wo es vordem in Aufstellungen nur Kolonate gab, taucht hier ein Ort mit allen seinen Per­sonen auf.
Das Salbuch von 1721 verwendete schon Kolonatsnummern. Auch im Kirchenbuch hat man seit etwa 1740 mit ihrem Gebrauch angefangen. Eine Landesverordnung für Lippe von 1766 schrieb vor, alle kontri-buablen (grundsteuerpflichtigen) Höfe und Häuser auf dem platten Lande nach ihrer Größe zu numerieren und diese Nummern in Zukunft in allen Lagerbüchern, Eheprotokollen, Hebungsregistern usw. beizufügen. Die Bückeburger haben sich bei der ersten Zählung nicht nach einer solchen Ordnung gerichtet. Die Haus­nummern in den Populationen wirken auf den Leser entgegen ihrer eigentlichen Aufgabe verwirrend. In der „Winterbergischen Bauerschaft" hatte man 1721 alle Kolonate des Amts von Noltemeyer bis zum Litzenkrug zusammengefaßt und dabei bei Noltemeyer mit der Nr. 1 begonnen. Der Blomberger Amtmann Johann Abraham Windt behielt 1766 zwar die Gebietseinteilung bei, bestimmte aber den Litzenkrug als Nr. 1. So fängt Schieder in den Populationen erst bei der Nr. 44 an.
Schieder hatte sich inzwischen um zwei Kolonate vermehrt. Der 1747 im Kopulationsregister genannte Johann Jörgen Pieper hatte keinen eigenen Baugrund, sondern baute auf Büngeners Grund. Er erhielt des­wegen bei der Zählung die Nr. 51V2. Die Tochter dieses Jörgen Pieper, Anna Christina Elisabeth, heiratete 1779 den Henrich Wilhelm Mau aus Ottenstein. Seitdem trug das Kolonat diesen Namen. Eine zweite Familie Plöger baute sich bis 1740 an. Johann Henrich Plöger war ein Bruder des Papier­meisters Franz Christian Plöger. Er arbeitete als Geselle in der Papiermühle und starb 1740 im Alter von 61 Jahren. Sein Haus wurde zunächst unter der Nr. 47, seit 1829 unter der Nr. 14 geführt. Es besteht heute nicht mehr, da es 1945 von den Amerikanern zerstört wurde.
Die Zählung von 1766
Nr. 44    der Stammhof: Halbmeier Johann Henrich Stammeyer, Frau Anna Maria 5 Kinder: Amalia, Cathrina, Christian, Charlotta, Adolph Gesinde: Knecht  Hans Hermann  Helper aus  Eschenbruch,  Kleinknecht  Friedrich  Tölcker  aus
Brakelsiek, Magd Lisabeth Schneiders aus Brakelsiek Leibzucht: Wwe. Dorothea Kinder: 1. Louisa, 2. Ilsabei dient bei Oberförster Maertens, 3. Charlotta in Amsterdam, 4. Andreas ebenda Einlieger im Backhause: Wwe. Anna Sophia Didrichs 2Kinder: Jobst Henrich, Amelia, Geschwister: Christian, gesamt 19 Personen, abwesend 3 Nr. 45    Wohnung des Oberförsters Maertens (unter „Herrschaftl. Bediente"): Simon August Maertens, Frau Anna Cathrina Kinder: 1. Florentina, 2. Friedrich Augustus Gesinde: Knecht Friedrich Altenberendt vom Brakelsiek, Magd Ilsabei vom Stammhofe, Sophia Webers vom Brakelsiek Nr. 46    der Gärtner Johann Georg Grote, Frau Henrietta 3Kinder: Fridrica, Christoph, Louisa Gesinde: Magd Agnesa aus dem Paderbornschen, Knecht Jakob von Barrentrup Nr. 47    Wwe. Anna Catharina Plögern 4Kinder: Simon Henrich, Amalia, Christian, Friedrich

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