Vermutete Lage der Siedlungen und Wüstungen vor 1500
Bei der Zusammenfassung der überlieferten Einzelnachrichten ergeben sich mehrere Hofgruppen, Schieder selber, Brunenbeck, Rowessen und Buckenhusen. Außerdem finden sich auf der beigefügten Karte noch Swoigen und Hamelmans Raden oder Roden. Rowessen, Buckenhusen und Hamelmans Roden lagen außerhalb der eigentlichen Mark Schieder.
Zum „Dorf Schieder" gehörten der Hof auf Alt Schieder mit der Kirche und der Glashütte, der Barkhof und Swoigen. Der Barkhof muß irgendwo oberhalb der Emmer gelegen haben, da sein Name (Berghof) auf eine höhere Lage hinweist.
Brunenbeck bestand nach der letzten Angabe 1411 aus ll'/ä Hufen (Hofgrößen). Der später immer noch so genannte „Brunenkamp" (Braunenkamp) darf als letzter Zeuge dieser Siedlung angesehen werden. Bei der Namenserklärung kommt man einmal auf den rotmergeligen Untergrund des dort fließenden Bachs, es könnte aber auch sein, daß die Bauern beim Ackern schon in frühen Zeiten auf die hier anstehende Torfschicht gestoßen sind.
Über die vermutliche Lage Buckenhusens berichten die Regesten (Nr. 2686): „des Landes zwischen Niese und Emmer bei der Vörde und Brücken zu Boekenhusen". Die hier gebrauchte Form „Boeken-" läßt auf das altsächsische „böke" = Buche schließen, im Mittelniederdeutschen gab es in „böke" ein ähnliches Wort für Buche. Buckenhusen wäre also als Buchenhausen, die Rodung im Buchenwalde, zu lesen.Da in der Namenforschung die Endung „essen" dem „hausen" gleichgesetzt wird, könnte Rowessen sich aus Rodenhausen entwickelt haben. Bei dem in der Nähe gelegenen „Hamelmans Roden" hätten wir eine verwandte Deutung als „Hamelmans Rodung".
Nun glaubt man, an Hand der Namen auf das Alter von Siedlungen schließen zu können. Bei uns ergeben sich dabei zwei verschiedene Gruppen. In die eine gehören die kurzen zweisilbigen und kaum zu erklärenden Namen Swoigen und Schieder. Man rechnet diese Siedlungen in die Zeit zwischen 500 bis 850. Bei den „hausen"-Orten, zu deren Gruppe wohl auch die „roden"-Orte und die mit örtlichkeitsnamen (Brunen-beck) zu rechnen sind, ist Martiny der Meinung, daß sie ebenfalls auf die genannte Periode zurückgehen, während Wrede sie der fränkischen und nachfränkischen Zeit zuschreibt.
Flurformen und Flurnamen erlauben zusätzlich eine gewisse Altersbestimmung. Nun fallen bei einem solchen Vorhaben bei uns die Flurformen aus. Die Rodung durch die Mönche hat die vor ihrer Zeit wahrscheinlich vorhandenen Flurgrenzen verwischt, außerdem setzte zu ihrer oder bald nach ihrer Zeit eine großflächige Bewirtschaftung ein. Hätten Unterteilungen der einzelnen Flurstücke vorgelegen, sind sie ebenfalls verschwunden. Am Beispiel der Langen Äcker (Feldbestellungstabellen zwischen 1814 und 1839) zeigt sich, daß dieses Flurstück (131 Scheffelsaat) jeweils nur mit einer Fruchtart bestellt wurde (siehe Abschnitt Meierei als Pachthof).
In bezug auf die Flurnamen ist dagegen die Überlieferung nicht abgebrochen. In der Aufstellung des Mönchs (um 1530) erscheint eine ganze Reihe von auch später (1744) und heute noch bekannten Feldflächen: das Siekfeld, der Leimstrang (Hauptfeld des Noltehofs), die Niesebreite, das Land von der Mühle bis zum Schlingbaum nach Schwalenberg (Mühlenbreite), das Kirchenland und das Kronenbruch. Dunkel erscheint zunächst nach der Beschreibung des Kirchenlandes „an wante uppe de Emere uppe beyden syden des hoves", was ohne Zweifel heißt: von der Emmer aufwärts bis auf beide Seiten des Hofs. Aus dem dann Folgenden ergibt sich, daß es sich bei dem Hof um den des Glasmeisters Henze auf Alt Schieder handelte. Zwischen der Emmer und Alt Schieder liegt aber das Flurstück Langen Äckern. Obwohl der Name hier nicht erscheint, war er doch schon zur Zeit der Mönche gebräuchlich. Ein Johann Nyrmeier, Tagelöhner im Dienst der Klosterherren, hat später von den um die Meierei liegenden Ländereien erzählt, unter denen auch die Langen Äckern waren.
Nun deutet der Name auf ein in Längsstreifen aufgeteiltes Flurstück hin. Nachweisbar trifft eine solche Aufteilung seit 1744 nicht mehr zu. Da bäuerliche Bräuche sich jahrhundertelang zäh erhalten haben, die Mönche zudem auf der Meierei ebenso Alleinwirtschafter waren wie die späteren gräflichen Verwalter, hätte zu ihrer Zeit eine Längsteilung schon keinen Sinn mehr gehabt. Nimmt man dagegen an, das um 824 den Corveyern geschenkte Land sei mit dem Kerkenland der Mönche identisch, eröffnet sich die Möglichkeit seiner Bewirtschaftung in der Zeit der fränkischen Eroberer oder gar schon früher. Bei allen alten Siedlungen sucht man nach dem „Esch". Das war das Brotland der Markbauern und je nach der Zahl der Markgenossen aus Anteilen bestehend. Vielleicht haben wir in den Langen Äckern so etwas vor uns. Neben den Bezeichnungen Feld (Siekfeld) und Breite (Mühlenbreite, Niesebreite) wird auch einmal Kamp (Kahlen Kämpe) verwendet. Die sonstigen Kämpe sind unter den Allgemeinbenennungen Barkhof und Brunenbeck versteckt (siehe Besitzstandskarte 1744). Feld und Breite rechnet man allgemein den Altfluren zu, Kämpe dagegen sollen als spätere Ausbaufluren entstanden sein. Eine solche Annahme würde durch die Tatsache bestätigt, daß Feld und Breite als Flurnamen in der Nähe der angenommenen Siedlungszentren erscheinen, Kämpe die Randfluren bezeichnen.
Bleiben wir bei dieser Auslegung, so finden wir bei Schieder um das im Mittelpunkt gelegene Flurstück Langen Äckern ringsherum die Mühlenbreite, die Große und die Kleine Kohlbreite, am nördlichen Rande zeigt sich der Bohnenkamp. Die nur einmal bei den Mönchen erwähnten Kahlen Kämpe lagen weitab hinter der Blauen Mergelkuhle, heute ist dort nur noch Waldgelände. Beim Barkhof lag zentral das Heimersche Feld, erst die letzte Fortsetzung des jetzigen Stammeyerschen Landes trug die Bezeichnung Kamp (Nonenkamp). Von dem gesuchten Swoigen hat uns der Schweikamp südlich Alt Schieders die einzige Flurbezeichnung überliefert. Der unerklärbare Name (Preuß vermutet seine Herkunft nach Woeste von „swoie" = kräftig) taucht in vielerlei Form auf: 1411 Swougen, Reg. 1750, - 1485 Swoigen, Reg. 2686, - seit 1658/59 in der Bachbezeichnung Schwebecke, Holzreg., - 1698 Schweinebecke, Meierbrief Falckmann, - 1721 Schweid-becke, Preuß, - um 1800 Schweitbecke, Maertens, - im Plattdeutschen Schweibecke, daneben für das anliegende Gelände Schweitkamp, aber meist Schweibusk.
Zu Brunenbeck kann angeführt werden, daß es auch dort eine Altflur (Brede) und Kämpe gegeben hat. Und zwar wird die erste Rodung in dem Gebiet beim Fischanger begonnen haben. Die Vermessung von 1559 ergab bei der „Brede jegen dem Vische Weer" 21 Morgen Landes. Ähnliche Schlußfolgerungen lassen sich bei Rowessen ziehen, wo den Feld-stücken der Rowekamp vorgelagert ist, wie auch bei Buckenhusen, dem der hinter der Niese liegende Nonenkamp zugehörte. Seit 1939 hat das Katasteramt, unterbrochen durch die Kriegszeit, auch bei den Feldern um Schieder die Bodenschätzung vorgenommen. Bei diesen Messungen stellte man die Zustandsstufen der Böden fest, d. h. die Stufen der Entwicklung aus dem ursprünglichen Zustand durch Einwirkungen des Klimas, des Pflanzenwuchses und menschlicher Bearbeitung. Die Einteilung in die Stufen 1 bis 7 charakterisiert bei der Stufe 1 den Zustand der längsten Entwicklung, bei der Stufe 7 die jüngste und geringste Entwicklung. Auf unsern Böden hat man die Stufen 3 bis 7 vorgefunden. Die letzte zeigte sich nur an einer Stelle auf Noltemeyers Land rechts des Hohlweges kurz vorm Flörkenberge. Das übrige rechte Flurstück dort weist in der Mitte zum Hohlweg hin die Stufe 3 auf, im Hauptlängsstreifen die Stufe 4 und erst am Rande zum Wieseberg hin die Stufe 5. Das ganze links vom Hohlweg gelegene Land hat die Stufen 5 und 6, die letztere zum Walde hin. Da auch die Umgebung des Noltehofs die Stufe 4 aufweist, ist man geneigt, anzunehmen, ein früherer Hof habe an anderer Stelle und zwar dort gelegen, wo sich die Stufe 3 zeigt. Von hier aus mag dann die Rodung in den Wald vorgetrieben sein.
Bei dem vermuteten Buckenhusen (Niesebreite) liegt auf der Kleinen Niesebreite (unterhalb der B 239) nur die Stufe 3 vor, ebenfalls an beiden unteren Enden der Mittleren und Schiefen Niesebreite. Zum Walde hin gehen die Ländereien über die Stufe 4 in 5 und 6 über.
Auf der Mühlenbreite, den Langen Äckern und dem Heimerschen Feld finden sich nur Stufe 3 und 4. Nach dem Stammeyerschen Nonenkamp zu erhöhen sich die Stufenzahlen bis auf 5.
Die Theorie, Kampfluren seien jünger als die Breiten und Felder, findet hiernach beim Regelkamp und Brunenkamp mit dem ausschließlichen Auftreten der Zustandsstufen 3 und 4 keine Bestätigung.